Von einer aktuell "sehr außergewöhnlichen Situation" sprach am Montag Marcel Haraszti, Österreich-Chef der Handelskette Rewe (Billa, Merkur, Penny, Bipa) im Rahmen einer Telefonkonferenz. Gleichzeitig dankte Haraszti den 45.000 Mitarbeitern, die "Übermenschliches" leisten würden.
Wie der Lebensmittelhandel die letzten Tage erlebt hätte? Am Freitag verspürte der Rewe-Boss eine "unglaubliche Belastung". Die Kunden hätten die "Märkte gestürmt und Hamsterkäufe gemacht". Obwohl diese "überhaupt nicht notwendig" gewesen wären, wie Haraszti abermals betont.
Man sei "sehr gut versorgt" und könne die Lager problemlos auffüllen. Am Samstag schließlich hätte sich die Situation wieder halbwegs "normalisiert", mittelfristig rechnet der Konzern aber auch in den kommenden Tagen mit "20 bis 30 Prozent mehr Nachfrage als im normalen Tagesgeschäft". Das hätte vor allem mit den Gasthäusern zu tun, die ab heute schließen müssen.
Steigen die Preise? "Gar nicht!"
Deswegen startet der Rewe-Chef einen dringenden Aufruf: "Wir brauchen Mitarbeiter!" Dabei sei es egal, ob es sich um "Oberstufenlehrer, Studenten, Gastro-Mitarbeiter, Personen aus der Hotellerie oder dem Non-Food-Handel" handle. In Summe würde Rewe in Österreich "2000 zusätzliche Mitarbeiter aufnehmen".
Dass der enorme Arbeitsaufwand im Lebensmittelhandel Beschäftigte an ihre Belastungsgrenze bringt, ist verständlich. GPA-Chefin Barbara Teiber berichtet über viele "verzweifelte Anrufe". Sie fordert eine Beschränkung der Rand-Öffnungszeiten auf 8.30 bis 18.00 Uhr.
Rewe-Chef Haraszti lehnt diese Forderung der Gewerkschaft indes vehement ab: "Die Verteilung der Kunden ist gerade jetzt sehr, sehr wichtig." Corona-Risikogruppen in der Belegschaft aber würden zurzeit jedenfalls "vorzeitig nach Hause geschickt". Außerdem würden bei Billa & Co jüngere Mitarbeiter vermehrt bei den Kassen eingesetzt, Ältere beim Auffüllen der Regale.
Ob die Lebensmittelpreise ob der aktuell erhöhten Nachfrage jetzt steigen werden? Marcel Haraszti: "Nein. Gar nicht!"
Plattform "Händler suchen Händler"
Die Mitarbeiterstände könnten indes auch andere Handelsketten in Österreich jetzt aufstocken. Von Wirtschaftsministerium und Handelsverband wurde deswegen die Initiative "Händler helfen Händlern" ins Leben gerufen. Dabei sollen Beschäftigte aus den Nicht-Lebensmittelbereich, denen durch die Coronavirus-Pandemie ein Jobverlust droht, vorübergehend in den Lebensmittelhandel wechseln. Händler, die Einvernehmen mit ihren Beschäftigten hergestellt haben, können sich ab sofort melden.