Noch halten sich Ökonomen mit den schlimmsten Szenarien für die Wirtschaft zurück. Mehrwöchige Betriebsschließungen, wie sie am Dienstag in Italien diskutiert wurden, sind in Österreich und seinem wichtigsten Exportmarkt Deutschland derzeit kein Thema. Ebensowenig wie eine vielleicht rasante Ausbreitung des Virus in den USA.
Die aktuellen Auswirkungen sind ohnedies heftig genug. Wie schon bei der Finanzkrise 2008/2009 soll nun Kurzarbeit Firmenzusammenbrüche und eine Arbeitslosenwelle verhindern. „Eine Reihe von Unternehmen überlegt ernsthaft, Kurzarbeit anzuwenden“, sagt der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer. Die AUA war am vergangenen Freitag eines der ersten Unternehmen in Österreich, das Kurzarbeit für seine rund 7000 Mitarbeiter angekündigt hat.
Einfache und praxisnahe Umsetzung gefordert
Neumayer will Kurzarbeit jetzt schnell – sozusagen auf kurzem Weg für alle Betriebe. Üblicherweise braucht es für Kurzarbeit eine Einigung der Sozialpartner. Wo es einen Betriebsrat gebe, solle das Unternehmen selbst den Antrag stellen können, fordert Neumayer „Pragmatismus“. Alles, was getan werde, müsse einfach und praxisnah sein. Ein Konjunkturpaket brauche man nicht.
In Deutschland sollen ab April neue Krisenregeln Kurzarbeit wesentlich vereinfachen. Wer Kurzarbeit mit Weiterbildungsmaßnahmen verknüpft, zahlt weniger Sozialabgaben. Sogar Leiharbeiter sollen Kurzarbeitergeld bekommen.
In Österreich sind schon in der Vorwoche Haftungsübernahmen des Bundes etwa für die Hotellerie beschlossen worden. Sie sollten auf andere Branchen ausgeweitet werden, fordert die IV. Auch Steuerstundungen seien sinnvoll. Wie viel für die Unterstützung der Wirtschaft locker gemacht werden soll, diese Frage kann Neumayer aktuell nicht beantworten. 2008/09 war etwa eine Milliarde Euro geflossen. Diese Dimension erwartet die IV jetzt nicht.
Rezesshion in Deutschland und Italien erwartet
IV-Chef-Ökonom Christian Helmenstein geht derzeit noch nicht davon aus, dass Österreich wie Italien oder voraussichtlich auch Deutschland heuer in die Rezession rutscht. Dauere die Corona-Krise zwei Monate, ergebe sich für Österreichs Wirtschaft ein Schaden von mehr als zwei Milliarden Euro, erläutert Helmenstein. Die Summe beinhalte die Effekte China (569 Millionen), Italien inklusive Luftfahrt (496 Millionen) und Finanzmärkte (986 Millionen). Das Wirtschaftswachstum falle dadurch um 0,5 Prozentpunkte geringer aus. Statt 1,2 Prozent Wachstum seien nur 0,7 Prozent zu erwarten. Andere Länder sind in der Berechnung nicht berücksichtigt.
Neumayer sieht in der Krise noch einen völlig anderen Aspekt: „Digitales, virtuelles Arbeiten wird noch einmal einen Schub erhalten.“
Claudia Haase