Der ehemalige US-Notenbank-Insider Bill Nelson hat nach dem Fall der globalen Aktienmärkte infolge der Coronavirus-Angst eine globale Zinssenkung der Zentralbanken vorausgesagt. In seinem Blog mit dem Titel "Sei auf der Hut!" schrieb der Topökonom des US-Bankenverbands, dass die fünf großen Zentralbanken der Welt und die Fed am Mittwoch eine koordinierte globale Zinssenkung bekanntgeben werden.

Möglicherweise sei die Peoples Bank of China (PBOC) und die Hongkong Monetary Authority einbezogen, da die beiden Volkswirtschaften am stärksten unter dem Ausbruch des Coronavirus gelitten hätten.

Nelson prognostiziert eine Senkung des Leitzinses um einen halben Prozentpunkt. Der aktuelle Leitzins der Fed liegt bei 1,50-1,75 Prozent. Seiner Ansicht nach werde die Maßnahme diesen Mittwoch, den 4. März, noch vor Öffnung des US-Aktienmarktes um sieben oder acht Uhr morgens Eastern Time (13 oder 14 Uhr MEZ) verkündet.

Nelson wies darauf hin, dass vorherige großen koordinierten Aktionen im Dezember 2007, Oktober 2008 und November 2011 alle an einem Mittwoch stattfanden. Die Entscheidung werde laut Nelson auch einen Leitfaden ("forward guidance") in Bezug auf künftige geldpolitische Maßnahmen enthalten. Der ehemalige Fed-Banker schlug vor, dass die Fed sich verpflichten solle, die Zinsen nicht anzuheben oder andere Maßnahmen zu ergreifen, bis die Inflationsrate für sechs Monate über dem von der Fed angepeilten Ziel von zwei Prozent liege.

Seine prognostizierte Zinssenkung schränkte Nelson jedoch ein: "Wenn die Märkte am Montag und Dienstag ruhig sind, bin ich mir nicht sicher, was passieren wird." Fed-Chef Jerome Powell hatte am Freitag geäußert, dass die Fed "angemessen" handeln würde, um die Wirtschaft angesichts des Coronavirus-Ausbruchs zu unterstützen.

Japans Zentralbank unterstützt Spekulation

Die japanische Zentralbank (BOJ) untermauert Spekulationen über eine koordinierte globale geldpolitische Maßnahme. BOJ-Chef Haruhiko Kuroda sagte in einer Eilmeldung am Montag, die Zentralbank werde die notwendigen Schritte unternehmen, um die durch den Ausbruch des Coronavirus erschütterten Märkte zu stützen.

"Die BOJ wird die Entwicklungen aufmerksam verfolgen und sich bemühen, die Märkte zu stabilisieren und ausreichende Liquidität über Marktoperationen und Ankäufe von Vermögenswerten zu bieten", sagte er.

EZB zeigt sich vorsichtig

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) steht aus Sicht von Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau bereit, nötigenfalls wegen des sich ausbreitenden Coronavirus die Konjunktur zu unterstützen. Zusätzliche Schritte seien aber derzeit noch nicht erforderlich, sagte das EZB-Ratsmitglied am Montag im französischen Radiosender BFM Business. Die Geldpolitik sei bereits konjunkturfördernd.

Sie stelle den Banken reichlich Liquidität zur Verfügung zur Finanzierung der Wirtschaft. "Falls mehr erforderlich ist und wir überzeugt sind, dass das effektiv wäre, dann können wir mehr machen, aber da sind wir noch nicht", sagte Villeroy. Bis jetzt spürten die Unternehmen die Hauptlast der wirtschaftlichen Auswirkungen. Je länger die Krise anhalte, umso mehr würden auch Haushalte getroffen. Es bestehe aber die Gefahr, dass die Furcht vor einer Erkrankung schlimmere Auswirkungen habe als das Virus selbst. Deshalb müsse man einen kühlen Kopf bewahren.