Nachhaltigkeit hat vor 200 Jahren der Gründer Raiffeisen in die DNA gepflanzt. Welchen Stellenwert misst man dem heute bei?
PETER GAUPER: Nachhaltigkeit gehört zu unseren Genen und wurde uns mit dem genossenschaftlichen Förderauftrag für Menschen und Unternehmer in den Regionen in die Wiege gelegt. Seit 13 Jahren gibt es die Raiffeisen Nachhaltigkeitsinitiative. Uns geht es um nachhaltiges Wachstum, zugleich um respektvollen und schonenden Umgang mit Ressourcen, sowie Hilfe für den Einzelnen.

Der Klimawandel erfordert neu zu denken, was macht Raiffeisen?
Wir haben unsere Finanzprodukte für unsere Kunden sehr stark auf Nachhaltigkeitskriterien ausgerichtet. Die Raiffeisen Capital Management verwaltet derzeit 36 Milliarden Euro, davon 17 Prozent in nachhaltigen Produkten, das sind rund 6,5 Milliarden Euro. Der Raiffeisen Nachhaltigkeitsmix ist mit 1,4 Milliarden Euro der größte dieser Art in Österreich. Der Kunde hat eine Mehrfachrendite - zur finanziellen Wertsteigerung auch die Gewissheit, dass das Geld nach Nachhaltigkeitskriterien investiert wird, auch in Projekte, die Armut oder Hunger verringern helfen.

Die Performance solcher Produkte wird oft angezweifelt.
Hier liegt das Genannte im ersten Drittel und unterscheidet sich nicht von anderen Fonds.

Ihr ebenfalls aufgelegter Green Bond lag 2028 noch unter Wasser, 2019 stieg er steil an. Greta-Boom und türkis-grüne Wende sind hier Bewusstseinstreiber?
Wir spüren, dass bei den privaten Anlegern die Nachfrage nach nachhaltigen Veranlagungen steigt. Sie sind in jedem unserer Beratungsgespräche präsent. Der Geen Bond der RBI investiert in grünes Bauen, Öko-Infrastruktur, Umweltprojekte.

Viele Kunden wollen gerne genau wissen, in welche konkreten Projekte, wie Windparks, ihr Geld fließt. Daran mangelt es oft noch.
Wir wollen volle Transparenz Schritt für Schritt schaffen. Es wird außerdem zur Klassifizierung von Investments kommen.

Das grüne Geld ist bei Negativzinsen auch Anreiz für die Banken, an Klimaschutz zu denken?
Zum Klimaschutz haben alle ihren Beitrag zu leisten, Banken wie Private. Der Green Deal der EU macht Sinn, um darin zu investieren. Es braucht aber auch nachhaltiges Wachstum für ein wettbewerbsfähiges Europa.

Was soll Türkis-Grün forcieren?
Wirtschaftliche und ökologische Themen, Bildung und Forschung vorantreiben, nachhaltige Produkte von der Kapitalertragsteuer befreien sowie Anreize für nachhaltige Produkte für private Vorsorge setzen.

Kärntens Wirtschaft hat in den letzten Jahren gut aufgeholt. Der Coronavirus droht das zu stoppen?
Ich bin für 2020 zuversichtlich, dass Kärntens Wirtschaft wieder über Bundesschnitt wachsen wird. Das Coronavirus wird das kurzfristig reduzieren, mit Lieferketten und Tourismus als meist Betroffenen. Eine Prognose ist zu früh.

Konjunkturforum

„Nachhaltigkeit - eine Strategie mit Zukunft“ lautet das Thema des Konjunkturforums der Kärntner Raiffeisen Banken und der Kleinen Zeitung.

„Klimaneutralität in Großunternehmen“ ist das Thema der Keynote von Lenzing-Vorstand Stefan Doboczky; Prognosen von Peter Brezinschek; Kärntner Unternehmer(innen) diskutieren.

Mittwoch, 4. März, 15 Uhr, Casineum Velden

Anm.: www.raiffeisen.at/ktn/konjunkturforum