Der Export ist Kärntens stärkster Wertschöpfungsmotor. Nun ist das Coronavirus von China nach Oberitalien übergesprungen. Wie groß ist Ihre Sorge, dass die Kärntner Wirtschaft angesteckt wird?
JÜRGEN MANDL: Anfangs war das Thema weit weg, aber Lieferausfälle aus China haben schon Auswirkungen auf österreichische Betriebe. In der Bundeswirtschaftskammer in Wien arbeitet längst eine Taskforce, um das nüchtern abzuarbeiten.
Welche Branchen sind besonders betroffen?
Natürlich der Elektronikbereich. Bisher wurde das aus Lagerbeständen oder Zukäufen abgefangen. In China scheint es abzuflachen. Büros der Außenwirtschaft sind in China seit einer Woche wieder besetzt und auch die Fabriken nehmen wieder Betrieb auf. Unsicherheit bleibt und diese überträgt sich nun auch auf Italien.
Es ist Kärntens wichtigstes Holzexportland.
Ja. Rund die Hälfte von einer Milliarde Euro Holzexport geht nach Italien.
Und in beide Richtungen ist der Tourismus bedeutsam. Wir begegnen einer Verunsicherung nüchtern, haben eine Hotline eingerichtet (05 90 90 4 - 808) und sind mit Landesregierung und unseren Alpen-Adria-Netzwerken in ständiger Verbindung. Können Kärntner Unternehmen weiterhin im Raum Udine, Triest, Venedig, Padua wie gewohnt Services leisten? Kommen sie hinein und heraus? Was bedeutet Lieferverzug, wenn Akkreditive laufen? All dies versuchen wir überlegt und unterstützend abzuarbeiten.
Fürchten Sie massive globale Abkühlung der Wirtschaft?
Verunsicherung auf längere Sicht bedeutet Abkühlung. Ich hoffe auf rasche medizinische Antworten und dass die Vernunft siegt und nicht absurde politische Forderungen für eine Schließung von Grenzen.
Die EU ringt um ein Budget. Wo soll sie Schwerpunkte setzen?
Unbedingt bei Forschung sowie für regionale Entwicklung, das ist für Kärnten wesentlich.
„It´s my life“ ist Kärntens neuer Claim. Ohne Plan, wie das Standortmarketing damit ausgerollt wird, hängt er bloß in der Luft.
Das kann es nicht sein. Nach diesem ersten Schritt muss die Vermarktung ins Arbeiten kommen. Wir haben in den letzten Jahren mit 20 Wirtschaftsmissionen stets auch den Standort mitgetragen. Anfang Juli haben wir einen einzigartigen Kärnten-Auftritt beim österreichischen Jahresempfang in München vor Ministerpräsident Markus Söder und 500 Unternehmern. Sabine Herlitschka wird eine Keynote halten. Die Wirtschaftskammer bietet das dem Standortmarketing an. So können wir Kooperation leben, einen besseren Auftakt gibt es nicht.
Was sind außerdem Ziele für Kärnten für die kommenden Jahre nach der Wirtschaftskammerwahl am 4. und 5. März?
Kärnten weiter zum unternehmerfreundlichstem Bundesland entwickeln und den Demografie-Gap schließen als attraktives Bildungsland. Da gibt es schon viel von Silicon Austria Labs bis zum Makerspace.
2015 lag die Wahlbeteiligung nur noch bei 29 Prozent.
Das gab zu denken, wenngleich ein Drittel der Wahlberechtigten, rund 10.000, Personenbetreuer sind, etwa in der Pflege, die mit der Kammer wenig zu tun haben. Wir haben uns fünf Jahre bemüht, für Unternehmer da zu sein, und nun setzt auch die Regierung Entlastung um.
Die Senkung der Körperschaftsteuer dient mehr großen Firmen.
Sie kommt sehr wohl auch für alle GesmbH zum Tragen und das sind sehr viele. Es gibt auch die Freigrenze bis 35.000 Euro und den Investitionsfreibetrag.
Die Abschaffung der Mindest-KöSt für kleine Unternehmen will man nur „prüfen“. Ein Begräbnis.
Das Regierungsprogramm ist ein Kompromiss, in Summe bringt es deutliche Entlastung.
Ökologisierung von Nova bis LKW-Maut heißt auch verteuern.
Das wird die Steuer-Taskforce erst zeigen. Wir müssen auch den ökologischen Fußabdruck so ändern, dass eine kommende Generation eine intakte Umwelt vorfindet. Aber mit Maß für alle Teile der Gesellschaft.
Wirtschaftskammerwahl
Am 4. und 5. März 2020 wählen rund 35.000 Kärntner Unternehmerinnen und Unternehmer ihre Standesvertreter(innen) in der Wirtschaftskammer.
Der Wirtschaftsbund mit Präsident Jürgen Mandl erzielte 2015 mit 64 Prozent der Stimmen die Zwei-Drittel-Mehrheit, es folgten RFW (15,1), SWV (11,9) und Grüne (7,2). Auch Unos (Neos) treten an.
Die Wahlbeteiligung lag vor fünf Jahren bei 29 Prozent.
Adolf Winkler