Seitdem sich das Coronavirus nicht mehr nur auf China beschränkt gibt es an den internationalen Börsen nur eine Richtung: nach Unten. In Europa fielen die Kurse der wichtigsten Indizes binnen eines Monats um mehr als 20 Prozent, auch die US-Börsen sind zweistellig im Minus. Der Preisverfall beim Rohöl nach den Unstimmigkeiten zwischen Saudi-Arabien und Russland hat den Sog nach Unten noch verstärkt.
"Hier ist viel Panik enthalten", sagt Friedrich Mostböck, Chefanalyst der Erste Group. Das Umfeld ist sehr negativ, zumindest auf kurze Sicht wisse niemand, wie es weiter gehen werde. "Kleinanleger müssen jetzt abwarten", sagt der Experte. Auch der Einstieg sei beim Niveau vom 9. März nicht gerechtfertigt.
Ruhe bewahren
"In so einer Situation sollte man erst einmal Ruhe bewahren", sagt auch Christian Nemeth von der Züricher Kantonalbank. Es sei nicht ratsam, aus einer Emotion heraus große Aktionen durchzuführen. Vielmehr sollte man sich seine eigene Anlagestrategie in Erinnerung rufen und abwarten.
Auch Anleger, die Gold haben, sollten sich daran erfreuen und es behalten, rät der Finanzexperte. Für den Einstieg in Gold sei derzeit allerdings nicht die richtige Zeit. Hier könne man eher auf die Suche nach dem einen oder anderem Schnäppchen am Aktienmarkt gehen.
Langfristig denken
Wer breit und langfristig angelegt hat, sollte seine Aktien auch nicht vorschnell aufgeben. "Trotz aller Crashs und Krisen" seien Aktien nach wie vor ein geeignetes Mittel zur finanziellen Vorsorge, erklärt Finanzexperte Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Wer Papiere dagegen kurzfristig halten wolle, weil er das Geld etwa für den Kauf einer Immobilie benötige, "muss entscheiden, ob er weitere Kursschwankungen aushalten kann".
Ebenso wie der weitere Verlauf der Coronavirus-Welle ist auch für Experten kaum abzusehen, wie sich Kurse kurzfristig entwickeln. Grundsätzlich gilt: Höhere Rendite und höheres Risiko gehören zusammen. "Anleger sollten immer damit rechnen, dass sich der Betrag, den sie in gut gestreute Aktienfonds angelegt haben, innerhalb kurzer Zeit halbieren kann", gibt Nauhauser zu bedenken.
Langfristig hätten sich die Kurse nach jedem Crash wieder erholt - wenn auch unterschiedlich langsam. "Möglich, dass wir die alten Höchststände schon in einem Jahr wieder sehen, ebenso gut kann das fünf oder auch zehn Jahre dauern."
Roman Vilgut