Jedes Start-up beginnt mit einer Idee und der Hoffnung, dass diese auch gebraucht wird. Bei Raphael Besnier und Tobias Macke entstand diese Idee, als sie vor drei Jahren, noch während ihrer Schulzeit, für Firmen Werbespots produzierten. Mit „Interactive Paper“ entwickelten die beiden eine Kommunikationsform, die die analoge und die digitale Welt miteinander verknüpft. Leitende Tinte und die auf Smartphones verfügbare NFC-Technologie machen Einladungen, Lernmaterial oder auch Werbeflyer am Handybildschirm digital erlebbar.
Das junge Team von „Interactive Paper“ darf sich mittlerweile über Anfragen aus Indien und den USA freuen. Bis dahin war es aber ein weiter Weg. „Eine wesentliche Erfahrung für uns war, dass zu Beginn nicht unbedingt viele Kontakte notwendig sind, weil die Szene in Österreich sehr zugänglich ist“, erzählt Gründer Besnier (20) im Startgespräch, dem Wirtschaftspodcast der Kleinen Zeitung. Über das universitäre Gründerservice Inits in Wien fand das Start-up schließlich zwei Investoren, den Kärntner Werner Wutscher und den Wiener Thomas Fiala.
Ab wann ein Jungunternehmen eigentlich ein Start-up ist? Nun, prinzipiell gilt es, drei Kriterien zu erfüllen: jünger als zehn Jahre, hochinnovativ und schnell wachsend. Aktuellste Zahlen zur österreichischen Szene in Österreich liefert der jetzt in Wien von AIT, der Initiative „Austrian Startups“ und der WU vorgestellte „Startup Monitor 2019“. Zwei der zu beobachtenden Trends: Einerseits wird die Start-up-Landschaft weiblicher – 2019 stieg der Anteil an Frauen, die gegründet haben, von 12 auf 18 Prozent –, andererseits geben bereits 46 Prozent der Start-ups an, soziale oder ökologische Ziele zu verfolgen. In Summe sind zurzeit 17.000 Menschen im heimischen Start-up-Bereich tätig. Wien gilt als unumstrittenes Zentrum, die Steiermark kämpft gegen Oberösterreich um Platz zwei.
Seit 2008 kam es in der Steiermark zu fast 300 Start-up-Gründungen. Überproportionale Bedeutung genießt hier der Bereich „IT/Softwareentwicklung“ und die Ausgründung aus einem akademischen Dienstverhältnis. Wo Spezialisten Aufholbedarf sehen? „Wir müssen uns überlegen, wie wir das positiv Geleistete stärker nach außen transportieren können“, erklärt Matthias Ruhri, Präsident der Grazer Gründungsgarage. Noch immer habe der Standort bei Investoren nämlich nicht jenen Stellenwert, „den er verdient“. „Wir müssen den Start-up-Standort noch stärker auf die internationale Landkarte bringen“, ergänzt auch Martin Mössler, Chef des Science Parks. Immerhin habe man ein „dynamisches, forschungsorientiertes Umfeld“ und „im Gegensatz zum viel zitierten Silicon Valley auch eine ausgeprägte Maschinenbau- und Mikroelektronikkultur“.
Bezieht man die Zahl der Start-ups auf die Zahl der Einwohner, spielt Kärnten vorne mit: 112 Gründungen (von 2008 bis 2017) entsprechen rund 20 Start-ups je 100.000 Einwohner, nur die Steiermark (267, also 21,5 je 100.000 Einwohner), Tirol (171/22,6) und naturgemäß Wien (1125/59) sind vor Kärnten zu finden. „Es geht aber nicht um die Menge, sondern um die Qualität“, sagt Erhard Juritsch, Vorstand des Wirtschaftsförderungsfonds (KWF). Skalierbarkeit und Exportorientierung seien die entscheidenden Kriterien: „Es geht ums Wachsen – es hilft nichts, wenn man überlebt, aber nur dahindümpelt.“ Als Start-up-Ökosystem sieht er den Lakeside Park in Klagenfurt führend. Juritsch wünscht sich stärkere Kooperation zwischen den Institutionen und steuerliche Anreize für Gründer. Viel Potenzial habe die Verknüpfung von IT und Tourismus.