Der hoch verschuldete kanadische Zug-und Flugzeugbauer Bombardier trennt sich von seinen restlichen Anteilen am Bau des kleinsten Airbus-Verkehrsflugzeugs A220. Das Paket von rund 33 Prozent geht an die beiden anderen Anteilseigner, den europäischen Flugzeugriesen Airbus und die Regierung der kanadischen Provinz Quebec.
Airbus zahlt Bombardier dafür für bis zu 591 Millionen Dollar (544 Millionen Euro) und hält künftig 75 Prozent an der für den A220 verantwortlichen Airbus Canada. Bombardier hatte die Mehrheit an dem A220-Projekt schon vor eineinhalb Jahren an Airbus abgegeben und nun aus finanziellen Gründen den kompletten Ausstieg gesucht - obwohl das Flugzeug sich inzwischen gut verkauft.
Zusätzliche Kosten
Der angeschlagene Konzern scheut die zusätzlichen Kosten für den Hochlauf des Airbus A220, für die er vereinbarungsgemäß hätte mitzahlen müssen. Der Ausstieg entbindet die Kanadier nun davon. Airbus übernimmt auch die Teile der Produktion des A220 und des A330, die Bombardier bisher in Saint-Laurent in Quebec übernommen hatte. Damit seien mehr als 3.300 Arbeitsplätze in Quebec gesichert - daran ist der Provinzregierung gelegen. Sie bekommt neun Prozent am A220-Projekt praktisch geschenkt. Doch kann Airbus das 25-Prozent-Paket auf Wunsch bereits 2026 übernehmen. Quebec hatte betont, kein zusätzliches Geld in den A220 zu stecken. Wirtschaftsminister Pierre Fitzgibbon sprach von einer "Win-Win-Situation".
Um 1 Dollar gekauft
Airbus hatte 2018 für den symbolischen Preis von einem kanadischen Dollar die Mehrheit an der damaligen "C-Series" übernommen, für die Bombardier kaum Kunden gefunden hatte. Seither sind die Bestellungen um fast zwei Drittel auf 658 nach oben geschossen. Doch die Kosten bleiben ein Problem. Es werde länger dauern als gedacht, die Gewinnschwelle zu erreichen, hatte Bombardier im Jänner gewarnt, und das Flugzeug werde die geplanten Renditen auf lange Sicht wohl nicht erreichen. Daher drohten dem Konzern Abschreibungen.
Learjet bleibt
Im Flugzeuggeschäft bleiben Bombardier damit nur noch die Geschäftsflugzeuge, die unter dem Namen "Learjet" bekannt sind. Der traditionsreiche Konzern aus Montreal ist mit mehr als neun Milliarden Dollar verschuldet. Auch die Zug-Sparte, die ihren Sitz in Berlin hat, steht zur Disposition: Der französische Konkurrent Alstom beriet am Mittwochabend über ein Angebot für die Sparte, das laut Medienberichten knapp sieben Milliarden Euro schwer sein soll.