Der angeschlagene deutsche Lichtkonzern Osram sieht Licht am Ende des Tunnels. Im ersten Quartal kehrte das vor der Übernahme durch den steirischen Sensorspezialisten ams AG stehende Traditionsunternehmen wieder in die schwarzen Zahlen zurück. Nach einem verlustreichen Jahr 2019 gab es in den ersten drei Monaten des neuen Geschäftsjahrs 2020 (per 30.9.) unterm Strich sieben Millionen Euro Gewinn.
Das teilte der MDax-Konzern am Donnerstag in München mit. Ein Jahr zuvor hatte Osram noch einen Verlust von 81 Millionen Euro eingefahren. Auch im fortgeführten Geschäft verbuchte Osram mit einer Million Euro ebenfalls wieder ein leichtes Plus nach Steuern.
Am Kapitalmarkt sorgten die Nachrichten zunächst kaum für Bewegung. Die Osram-Aktie notierte zu Handelsbeginn leicht im Plus. Für Anleger war die Entwicklung der Papiere zuletzt wieder erfreulicher: Im Jahr 2019 gewannen die Anteilsscheine im Zuge des monatelangen Übernahmekampfes um Osram rund 16 Prozent. Der Index der mittelgroßen Unternehmen legte im selben Zeitraum rund ein Drittel zu.
Umsatz gestiegen
Der Umsatz stieg in den Monaten Oktober bis Dezember um 5,5 Prozent auf 873 Millionen Euro und traf damit die Erwartungen der Analysten. Auf vergleichbarer Basis belief sich das Plus aber nur auf 0,5 Prozent. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) legte um über ein Fünftel auf 114 Millionen Euro zu. Die entsprechende Marge lag bei 13 Prozent nach 11,3 Prozent ein Jahr zuvor.
Vor allem im Halbleitergeschäft habe sich eine deutliche Erholung der Renditen gezeigt, hieß es. Die eingeleiteten Sparprogramme zeigten Wirkung. Zudem profitierte Osram von höheren Produktionsvolumina und positiven Effekten aus der Umstellung auf einen neuen Rechnungslegungsstandard. Konzernchef Olaf Berlien zeigte sich mit dem ersten Quartal entsprechend zufrieden. Das Management habe mit Blick auf die konjunkturelle Entwicklung der wichtigsten Absatzmärkte rechtzeitig gegengesteuert.
Trotz der anhaltenden Schwäche der Automärkte konnte Osram in der wichtigen Automotive-Sparte zulegen. Auch in der LED-Sparte Opto Semiconductors und in der Digitalsparte stiegen die Erlöse. Ungeachtet dessen verwies der Konzern darauf, dass die Konjunkturaussichten nach wie vor unsicher seien. Im vergangenen Jahr hatte Osram massiv unter dem weltweiten Abschwung der Elektronikbranche gelitten. Nachlassende Produktionszahlen von Autoindustrie und Smartphone-Herstellern machten dem Unternehmen zu schaffen, da beide zu den wichtigsten Kundengruppen gehören.
Prognose bestätigt
Beim von Analysten und Investoren stark beachteten freien Barmittelzufluss (Free Cashflow) hatte Osram Positives zu vermelden. Nach einem dicken Minus von 101 Millionen Euro im Vorjahr verzeichneten die Münchener nun ein Plus von 7 Millionen Euro. Die Kennzahl gibt Aufschluss über die Finanzkraft eines Unternehmens.
Die Jahresprognose bestätigte der Konzern. Demnach wird der Umsatz zwischen minus und plus 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr erwartet. Die bereinigte EBITDA-Marge soll 9 bis 11 Prozent betragen. Zudem dürfte der Barmittelzufluss positiv sein und möglicherweise im mittleren zweistelligen Millionenbereich liegen.
Nach einem langen Übernahmekampf mit US-Finanzinvestoren war der österreichische Sensorspezialist ams Ende letzten Jahres im zweiten Versuch mit seinem Angebot erfolgreich. Das Unternehmen aus Premstätten in der Steiermark hält mittlerweile rund 60 Prozent der Anteile an Osram. Allerdings steht die Zustimmung der Behörden noch aus.
Zunächst hatten sich das Osram-Management und der Aufsichtsrat gegen das ams-Offert gewehrt und unter anderem Zweifel an der Finanzierung und am Integrationskonzept der Österreicher geäußert. Beim zweiten Anlauf kooperierten Osram-Chef Berlien und ams-Konzernlenker Alexander Everke dann aber. ams ist deutlich kleiner als Osram und stark verschuldet. Die Steirer wollen die milliardenschwere Übernahme auf Pump finanzieren. Eine kürzlich von den Aktionären genehmigte Kapitalerhöhung soll den Kaufpreis mitfinanzieren.
Der frühere Siemens-Manager Everke will durch den Zusammenschluss mit Osram einen europäischen Weltmarktführer für Sensoriklösungen und Photonik schmieden. Die IG Metall und der Konzernbetriebsrat lehnen die Übernahme weiterhin entschieden ab. Sie befürchten eine Zerschlagung des über 110 Jahre alten Traditionskonzerns und einen Stellenabbau. AMS hat zugesagt, bis 2022 keine fusionsbedingten Kündigungen auszusprechen