Angesichts der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus erwägt die Organisation erdölexportierender Staaten (OPEC) nach irakischen Angaben eine mögliche Drosselung der Ölproduktion. Bei einem Treffen des gemeinsamen technischen Komitees in Wien am Dienstag und Mittwoch gehe es um die Frage, ob eine Kürzung der Fördermenge "notwendig" sei, sagte ein Sprecher des irakischen Ölministeriums in Bagdad.
Sollte es eine Entscheidung für Kürzungen geben, würde dies bei einem Ministertreffen verkündet werden, fügte der Sprecher hinzu. Abhängig von den Bedürfnissen der Märkte und der weiteren Entwicklung der Virusausbreitung werde derzeit erwogen, ein Treffen der Ölminister von März auf Februar vorzuziehen.
Talfahrt gestoppt
Die Ölpreise haben ihre Talfahrt der vergangenen Handelstage am Dienstag vorerst gestoppt und zu einer leichten Erholung angesetzt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete gegen Mittag 54,95 US-Dollar (49,66 Euro). Das waren 50 Cent mehr als am Montag. Der Preis für US-Rohöl der Sorte WTI stieg um 80 Cent auf 50,91 Dollar.
In der Nacht auf Dienstag waren die Rohölpreise noch auf Talfahrt und auf den tiefsten Stand seit gut einem Jahr gerutscht. Zeitweise kostete US-Rohöl erstmals seit Jänner 2019 weniger als 50 Dollar. Ausschlaggebend für den massiven Preiseinbruch ist der von China ausgehende Coronavirus und die Unklarheit über die wirtschaftlichen Folgen für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt.
Chinas Wachstum gebremst
Ökonomen erwarten in China mittlerweile eine deutliche Wachstumsverlangsamung im ersten Vierteljahr. Die globalen Auswirkungen der Viruskrise gelten als weit ungewisser.
Mit diesen Folgen werden sich am Mittwoch auch Fachleute der OPEC und weiterer großer Ölproduzenten auseinandersetzen. Nach Einschätzung des Rohstoffexperten Carsten Fritsch von der Commerzbank steigt der Druck auf die sogenannte "OPEC+", etwas zur Stabilisierung der Ölpreise zu unternehmen.
Am Markt wird über eine vorgezogene Sitzung der OPEC+, der auch Russland angehört, Ende der kommenden Woche spekuliert. Experten rechnen damit, dass die Förderstaaten ihre Ölproduktion weiter einschränken werden.