Das Kaufhaus an der allerfeinsten Adresse an der Zürcher Bahnhofstraße und dem Löwenplatz ist ganz nach dem Geschmack von René Benko. Vor über 100 Jahren gegründet, steht dort „der Globus“, den jede Schweizerin und jeder Schweizer kennt. Es ist vergleichbar mit den Einkaufstempeln Alsterhaus in Hamburg und KaDeWe in Berlin, die Benkos Signa Holding bereits übernommen hat.
Nun kauft er dem Schweizer Migros-Konzern die Globus-Kette mitsamt dem Züricher Einkaufsjuwel ab – zu gleichen Teilen gemeinsam mit der von Tos Chirathivat geführten thailändischen Central Group. Diese vereint ihre europäischen Kaufhausstandorte Rinascente in Italien und Illum in Dänemark mit Globus und den deutschen Signa-Standorten KaDeWe und Alsterhaus sowie dem künftigen KaDeWi in der Mariahilferstraße zur „European Luxury Department Store Group“, die Europas führende Luxuswarenhausgruppe werden soll.
937 Millionen Euro Kaufpreis
Der Kaufpreis für Globus mitsamt Immobilien betrage mehr als eine Milliarde Franken (937 Millionen Euro), teilte das Unternehmen aus Bangkok mit. „Als Schweizer Traditionsmarke passt Globus hervorragend in unsere europäische Allianz mit starken lokalen und internationalen Marken“, erklärte Vittorio Radice, Leiter des Europageschäfts der Central Group. Der Kauf soll bis zur Jahresmitte abgewickelt werden.
Migros-Präsident Fabrice Zumbrunnen sieht bei den neuen Eigentümern „ein starkes Bekenntnis und beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft von Globus“. Die 2400 Beschäftigten werden übernommen, jedoch ohne längere Arbeitsplatzgarantien.
Dinner um 290 Euro pro Person
Von Dior und Chanel bis Wohnluxus und Reisen bietet das Zürcher Globus-Flagschiff alles, was man für Savoir Vivre braucht. An der „Fromagerie“ und der „Prosciutteria“ in der „***delicatessa“ glaubt man sich vor Altären eines Gourmettempels. Champagner-Dinner mit Starköchen sind auch um 290 Franken pro Person rasch ausverkauft.
Wie alles begann
Aber so gut laufen nicht alle Geschäfte – wie übrigens auch schon zu Anbeginn. 1892 gründet der Händlersohn Josef Weber nach dem Vorbild von Printemps in Paris „J. Webers Bazar“, mit einer Sensation für die Schweiz: elektrisch beleuchteten Schaufenstern. Aber schon nach einem Jahr geht das Licht aus, und Weber braucht den Bankier Heinrich Burckhardt als Finanzier, der später den Globus formt.
Mit Länder-Aktionen bei Mode und Delikatessen von USA bis Indien und Japan macht der Globus seinem Namen Ehre und Furore. Bald reicht der Globus mit einem Dutzend Filialen von Basel bis Genf, von Luzern bis Locarno. 1997 übernimmt Migros den Globus zum Kaufwert von 700 Millionen Schweizer Franken.
Rote Zahlen
Nun steckt Globus mitten in der digitalen Transformation der Handelswelt und in roten Zahlen. „2018 war für Globus“, so bekannte das Unternehmen zur Bilanz ein, „ein sehr bewegtes Jahr.“ Vor allem bewegte sich der Umsatz um 5,7 Prozent nach unten, von 857 auf 808 Millionen Schweizer Franken und 2019 weiter auf 763 Millionen Franken (715 Millionen Euro). Mit ihren zwölf Warenhäusern, Onlineshop und 48 Filialen schreibt die Gruppe Verluste.
Statt dem bisherigen Globus-CEO Thomas Herbert, der selbst an ein Management-buy-out gedacht haben soll, wird Co-Geschäftsführer Franco Savstano die Gruppe managen, strategisch wird sie Vittorio Radice als künftiger Verwaltungsratspräsident führen.
Benko kommt gelegen, dass Migros mit Globus auch dessen Immobilien verkauft, mit dem Filetstück an der Zürcher Bahnhofstraße. Vorher müssen noch die europäischen Wettbewerbsbehörden dem Deal zustimmen.
Adolf Winkler