Der börsennotierte Leiterplattenhersteller AT&S hat nach neun Monaten einen Ergebniseinbruch zu verzeichnen, den das Unternehmen auf das Marktumfeld und die hohen Investitionen zurückführt. Der Umsatz sank in den ersten drei Quartalen um 4,7 Prozent auf 753,2 Millionen Euro, das Betriebsergebnis (EBIT) ging um 60,8 Prozent auf 47,7 Millionen Euro zurück, teilte das Unternehmen Dienstagfrüh mit.
Die Aktien der AT&S sind am Dienstagvormittag an der Wiener Börse abgestürzt. In der Spitze brachen sie um 13,88 Prozent auf 16,87 Euro ein. Sie fielen damit auf den tiefsten Stand seit vergangenem November. Das Unternehmen hatte am Vorabend nach Börsenschluss eine Gewinnwarnung veröffentlicht.
Mobilfunk-Markt schwächelt
Das Konzernergebnis der AT&S Austria Technologie & Systemtechnik AG reduzierte sich im Vorjahresvergleich um 72,7 Prozent auf 25,2 Millionen Euro. Der Gewinn je Aktie sank von 2,21 Euro in der Vorjahresperiode um 78 Prozent auf 0,49 Euro.
Der Umsatzrückgang von 4,7 Prozent in den ersten drei Quartalen (1.4.2019 bis 31.12.2019) gehe auf den sich verändernden Produktmix im Bereich Mobile Endgeräte und eine rückläufige Nachfrage im Bereich Industrial zurück. Der Bereich Automotive liege trotz der aktuellen Umbrüche auf dem Mobilitätsmarkt auf Vorjahresniveau. In den Bereichen IC-Substrate und Medical & Healthcare habe man zulegen können.
Das Ergebnis werde durch die aktuelle Situation im Markt (Handelskonflikte, Brexit) sowie durch die Zukunftsinvestitionen in den strategischen Ausbau des Geschäfts in Form von höheren F&E-Ausgaben gedrückt. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sank um 29,1 Prozent auf 156,4 Millionen Euro, die EBITDA-Marge sank um 7,1 Prozentpunkte auf 20,8 Prozent. Die EBIT-Marge ging von 15,4 auf 6,3 Prozent zurück. Das Finanzergebnis sank aufgrund von Fremdwährungsdifferenzen von -2,6 Millionen auf -3,3 Millionen Euro.
Ausbau in Leoben
AT&S baut in Zusammenarbeit mit einem führenden Halbleiterhersteller die Produktionskapazitäten für IC-Substrate an den Standorten Chongqing und Leoben aus. Das Investitionsvolumen beträgt in den kommenden fünf Jahren bis zu 1 Milliarden Euro. Das neue Projekt soll primär aus den bestehenden Finanzierungslinien und dem operativen Cashflow finanziert werden. Der Cashflow der laufenden Geschäftstätigkeit ist in den ersten drei Quartalen um 15,3 Prozent auf 176,7 Millionen Euro gestiegen. Der neue Mobilfunkstandard 5G und damit verbunden neue Smartphones sollen der Nachfrage nach High-End-Leiterplatten positive Impulse geben.
Coronavirus belastet
Bereits Montagabend hatte AT&S aufgrund der Krankheitswelle in China wegen des Coronavirus seine Prognose zurückgenommen. Die Ausbreitung der Viruskrankheit beeinflusse gegenwärtig die Produktion in China. Daher werden die Umsätze im vierten Quartal hinter den Erwartungen liegen. AT&S hat seine bisherige Umsatz- und Ergebnisprognose gesenkt und erwartet für das laufende Geschäftsjahr ein Umsatzniveau von 960 Millionen Euro (bisher: Umsatz auf Vorjahresniveau mit 1,028,0 Millionen) bei einer EBITDA-Marge von 18 bis 20 Prozent (bisher: 20 bis 25 Prozent).
AT&S beschäftigt derzeit rund 7.000 Mitarbeiter in China und produziert dort einen Großteil des Konzernumsatzes. Ziel sei es, die Fertigungen sobald wie möglich wieder aufzunehmen, um die bestehenden Aufträge und Projekte abzuwickeln. Vorbehaltlich der Personalverfügbarkeit starten die AT&S-Werke in Shanghai und Chongqing II nach den verlängerten Feiertagen zum Neujahrsfest in der Woche vom 10. Februar 2020. Das Werk Chongqing I konnte laut Unternehmensmitteilung nach dem Neujahrsfest die Produktion mit reduzierten Kapazitäten plangemäß aufnehmen. Aktuell sieht AT&S besonders folgende Aspekte, die die Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten beeinflussen: die Verschärfung der aktuellen Rahmenbedingungen, die Bereitstellung der Fertigungsmaterialien und des Personals, die Abläufe in der Lieferkette sowie die Nachfragesituation.
Die Mittelfristprognose wird aufrechterhalten. Der Konzern geht innerhalb der kommenden fünf Jahre von einer Umsatzverdoppelung auf 2 Milliarden Euro aus. Mittelfristig soll eine Bandbreite bei der EBITDA-Marge von 25 bis 30 Prozent erreicht werden.