Die Aufmunterung kommt im Nachsatz von Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung Steiermark: „Wir haben das Tal der Entwicklung erreicht“, sagt er. Der konjunkturelle Abwärtstrend sei mehrheitlich gestoppt.
Für die Industrie bewahrheite sich aktuell jedoch auch die negative Prognose, erläutert Knill bei der Präsentation des Ausblicks für 2020 am Mittwoch in Graz. Die Geschäftslage und die Auftragseingänge sind rückläufig, geht aus einer Umfrage hervor, an der sich in der Steiermark 57 Betriebe mit 47.000 Beschäftigten beteiligt haben. Der Auslandsauftragsindex fiel erstmals seit 2009 in den negativen Bereich.
Besonders schlechte Ertragslage
Besonders bedenklich sei die Entwicklung der Ertragssituation der Betriebe. Sie sei 2019 „im freien Fall“ gewesen, der Index von plus 41 zu Jahresbeginn auf minus 5 gefallen. Im roten Bereich war dieser Wert zuletzt 2013. „Laut Prognosen wird sich das in den kommenden Monaten nicht entspannen“, erklärt Knill.
Auch an der Zahl der Jobs lässt sich die schwierige Lage ablesen. So kamen 2019 in der Steiermark 8038 neue Arbeitsplätze hinzu, rund 2000 davon sind der Industrie zuzurechnen. Im Jahr davor war der steirische Arbeitsmarkt aber um 15.676 Jobs, die Hälfte davon in der Industrie, gewachsen.
Indes ruht die Hoffnung, dass die Talsohle erreicht ist, auf den Drei- und Sechs-Monatsperspektiven der Unternehmen. Die Stimmungslagen bei Geschäftslage und Produktionstätigkeit zeigen hier deutlich nach oben. Tobias Thomas, Direktor des Wirtschaftsforschungsinstitutes Eco Austria, ortet ein nicht allzu hohes, aber „robustes Wachstum“ in Österreich, das in den kommenden Jahren im Schnitt bei 1,3 Prozent liegen dürfte. Unberechenbar freilich sei die globale Gemengelage, spricht Thomas die von US-Präsident Donald Trump losgetretenen Handelskonflikte und den Brexit an.
Woher kommt das Geld für die Steuerreform?
Die Prognose des Währungsfonds IWF für 2020 sehe aber immerhin ein globales Wachstum von 3,4 Prozent vor. Im Vergleich dazu wachse Deutschland (0,9 Prozent) „im Schneckentempo“.
Vor dem Hintergrund der Unsicherheiten fordert Knill von den Entscheidungsträgern in Bund und Land, für Entlastungen und Planungssicherheit bei der CO2-Bepreisung zu sorgen. Für Ökonom Thomas ist die geplante Steuerreform mit einer Entlastung von 5,7 Milliarden Euro ein richtiger Schritt. Finanzierbar sei sie vor allem durch eine effizientere Ausgabenpolitik in den Bereichen Verwaltung, Bildung und Gesundheit, „ohne Leistungen kürzen zu müssen“. Eine große Belastung sei die kalte Progression in Österreich. „In zehn Jahren belastet diese schleichende Steuererhöhung die privaten Haushalte kumuliert mit 60 Milliarden Euro.“
Staatsschulden sinken vorübergehend
Bis 2023 wird die Staatsschuldenquote in Österreich unter die Marke von 60 Prozent rutschen und damit erstmals die Maastricht-Kriterien erfüllen. Danach sei aber wieder ein Anstieg der Schuldenquote zu erwarten, so Thomas. Er plädiert auch für eine Anhebung des Pensionsantrittsalters, denn im Jahr 2060 werde die durchschnittliche Lebenserwartung in Österreich bei 88 Jahren liegen.