Die Münzen würden schließlich gesetzliches Zahlungsmittel bleiben, auch wenn sie weniger verwendet würden, hieß es aus der OeNB zum "Kurier". OeNB-Direktor Stefan Augustin sieht in der absehbaren Abschaffung der Kleinstmünzen sogar einen Beitrag zum Klimaschutz. "Die Münzen müssen verpackt und zu den Händlern und Banken transportiert werden. Das kostet Geld und ist schlecht fürs Klima." Die EU habe einen guten Zeitpunkt für das Auslaufen dieser Münzen gewählt, wird er von der Zeitung zitiert.
Alleine in Wien sind rund 800 Millionen 1-Cent-Münzen und 600 Millionen 2-Cent-Münzen im Umlauf erläuterte Augustin gegenüber ORF-"Wien heute". Die Münzen würden nach und nach zurück an die Nationalbank gehen, die sie zurücknimmt.
Die Münze Österreich würde sie wieder einschmelzen. Sie produziert laut "Kurier" jährlich rund 150 Millionen Stück 1-Cent- und 100 Millionen 2-Cent-Münzen. Dieses Geschäft könnte in Hinkunft wegfallen. Gerhard Starsich, Vorstand der Münze Österreich, schmerzt dieser Ausfall wenig, heißt es im Zeitungsbericht. Denn zu verdienen war mit der Prägung der kleinen Münzen ohnehin fast nichts. "Wir sind wahrscheinlich die einzigen in Europa, die mit diesen Münzen überhaupt einen Gewinn einfahren konnten", betont Starsich. Denn die Münzproduktion laufe vollautomatisch. Andere Länder würden mit der Herstellung der 1- und 2-Cent-Münzen zum Teil hohe Verluste einfahren.
Rundungsregeln in einigen EU-Ländern
Die EU-Kommission plant einen Vorstoß zur Abschaffung des roten Klimpergelds, wie aus einem Arbeitspapier der Brüsseler Behörde hervorgeht. Hintergrund seien die "Nachteile und Herausforderungen, die mit ihrer Nutzung einhergehen". Würden die Kleinmünzen wirklich aussortiert, müsste bei Barzahlung auf- oder abgerundet werden. In einigen EU-Staaten gilt das schon.
Die EU-Kommission will nach eigenen Angaben am Mittwoch ihr Arbeitsprogramm für 2020 beraten. Vorher wollte sie sich zu konkreten Plänen nicht äußern. Die Initiative für "allgemeine Rundungsregeln" mit dem Ziel der Abschaffung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen steht aber in einer Übersicht der Behörde.
Emotionale Debatten entbrannt
Am Dienstag ging auch gleich Streit darüber los. Im Europaparlament gab es sowohl Zustimmung als auch kritische Stimmen. Über Sinn und Unsinn des kleineren Kupfergelds wird seit Jahren immer wieder debattiert. Viele Verbraucher finden die kleinen Münzen lästig und schwer in der Brieftasche. Händler nutzen zwar gerne den psychologischen Effekt krummer Preise knapp unter dem vollen Euro, finden Minibeträge an Wechselgeld aber oft mühsam und teuer.
In Österreich ist man bisher bei den kleinsten Münzen geblieben. Anders die Niederlande, Finnland und zuletzt auch Belgien, die die von der EU-Kommission erwogenen Rundungsregeln bereits eingeführt haben. Im Einzelhandel gelten nun Fünf-Cent-Schritte: Kommt die Rechnung zum Beispiel auf 2,93 Euro und man gibt 2,95 Euro, bekommt man kein Rückgeld. Bei einem Betrag von 2,92 Euro reicht es, 2,90 Euro auf die Theke zu legen. Belgische Einzelhändler loben das. Kritiker sagen, langfristig würden sich die Preise erhöhen.
Der deutsche Einzelhandel etwa wollte bisher auch von freiwilligen Rundungsregeln nichts wissen - zumindest nicht im nationalen Alleingang. Der Handel geriete in den Verdacht, die Kunden übervorteilen zu wollen, argumentierte zuletzt der Branchenverband HDE. Einer europaweit verpflichtenden Regelung würde man sich aber anschließen.