Die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus in China schockiert die Tourismusbranche. Mit drastischen Reisebeschränkungen versuchen die chinesischen Behörden, den Erreger im Zaum zu halten, durch den bereits mehr als 80 Menschen gestorben sind. Urlaubsorte in Japan, Thailand und auch in Australien spüren bereits erste Folgen. Die Touristiker in Europa sind ebenfalls in Alarmstimmung.
Denn Reisen ins Ausland erleben bei den Chinesen einen wahren Boom: Seit 2003 hat sich die Zahl der Chinesen, die im Ausland Urlaub machen, nach Angaben der Forschungsfirma Capital Economics fast verzehnfacht. Allerdings weckt die Epidemie Erinnerungen an den gefährlichen SARS-Erreger, der in den Jahren 2002 und 2003 dem Tourismus in Asien schwer zusetzte. Damals schrumpfte die Zahl der chinesischen Touristen um ein Drittel.
Urlaubsziele, die zahlreiche Touristen aus China erwarten, trifft der Ausbruch des neuen Coronavirus schon jetzt. Sie berichten von "verwaisten" Stränden sowie leeren Läden - und machen sich Sorgen um ihre Zukunft.
Stornos in Hallstatt
In Japan ist der Rückgang der chinesischen Urlauber bereits in Asakusa spürbar - einem beliebten Touristenziel in Tokio, das für seine kleinen Läden, Restaurants und den Sensoji-Tempel bekannt ist. "Wir haben in diesem Jahr auf jeden Fall weniger Menschen zu Gast", sagt Yoshie Yoneyama, die ein kleines Geschäft für traditionelle Süßspeisen führt. Es seien "weniger als die Hälfte" als im vergangenen oder vorvergangenen Jahr, schätzt die 31-Jährige.
Auch in Europa ist die Tourismusbranche in Alarmstimmung ob des neuartigen Virus, wenngleich es noch zu früh ist, Auswirkungen in Zahlen zu sehen. In Wien erwartet der Stadt-Tourismus einen Knick bei den Buchungen von chinesischen Gästen, zumal ja Peking am Freitag ein Verkaufsverbot von Pauschalreisen ins In- und Ausland erlassen hat. Zudem sind laut Medienberichten seit heute, Montag, alle Gruppenreisen aus China ins Ausland untersagt. Auch im Weltkulturerbe-Ort Hallstatt, einer der beliebtesten Touristenattraktionen Österreichs für Chinesen, gibt es inzwischen wegen des Coronavirus erste Stornierungen.
Aktien unter Druck
Die Sorge über das Virus drückt bereits den japanischen Aktienindex Nikkei. Die Kurse der bei Chinesen beliebten Kosmetikfirma Shiseido und des Mutterkonzerns der Modekette Uniqlo, Fast Retail, brachen am Montag um mehr als fünf Prozent ein. Die Kurse könnten weiter fallen, sagt Analyst Stephen Innes von AxiCorp. Japan sei dabei aber noch besser gerüstet als ein anderes Top-Reiseziel der Chinesen: Thailand.
In Europa hat die Sorge vor dem Virus den Großteil der Börsenindizes ins Minus gedrückt. Die Aktien der Lufthansa litten am Montag gemeinsam mit anderen Werten aus der Reise- und Freizeitbranche unter der Furcht vor dem Coronavirus. Auch die Papiere der europäischen Chipbranche gerieten im Zuge der Ausbreitung des Coronavirus in Asien unter Druck. Neben dem DAX-Wert Infineon mit einem Abschlag von 3,5 Prozent büßten Dialog Semiconductor im MDAX fast 4 Prozent ein und die Anteilsscheine des Waferherstellers Siltronic sackten um mehr als 5 Prozent ab. Die Halbleiterbranche gilt wegen des Stellenwerts von Asien im Rahmen der Wertschöpfungsketten als besonders sensibel. Die wachsenden Sorgen rund um das Coronavirus in China drücken auch die Wall Street tiefer.