Das Bachelor- und Masterstudium hat Christian Gruber jeweils mit Auszeichnung absolviert – die nach acht Jahren in der Bauwirtschaft angeschlossene Rauchfangkehrer-Lehre und Meisterprüfung ebenfalls. Seit 1. Jänner leitet er den Familienbetrieb. Nicht minder beeindruckend ist der Werdegang von Lukas Gross, der nach seinem HTBLVA-Abschluss an der Ortweinschule seine Tischler-Meisterprüfung ebenfalls mit Auszeichnung hingelegt hat und seit August in London als Designer für die Luxusküchenmarke Lanserring, Teil der steirischen Radaschitz-Gruppe, tätig ist. Spektakulär auch die Karriere von Bäckermeisterin Yvonne Graßhoff, die sich nach der Handelsschule in Judenburg im Büroalltag nicht ganz so wohlfühlte und auf der Suche nach Alternativen in ihrem heutigen Traumberuf landete. „Ich bin vor dem Computer nicht glücklich geworden. Da fühle ich mich in der Backstube viel wohler, weil ich auch kreativ arbeiten kann“, so die 26-Jährige, die alle Teiletappen ihrer Ausbildung mit Auszeichnung bestanden hat.

Es sind bemerkenswerte Geschichten wie diese, die der traditionellen Meisterbriefverleihung vor 1300 Gästen im Grazer Stefaniensaal alljährlich die besondere Würze verleihen. Gruber, Gross und Graßhoff waren unter jenen 557 Absolventen, die 2019 in der Steiermark eine Meister- oder Befähigungsprüfung ablegten, im Rennen um den Titel „Meister des Jahres“. In einem extrem knapp verlaufenen Online-Publikumsvoting wurde schließlich Graßhoff mit der begehrten Auszeichnung bedacht, die auch einen Einblick in ihren Arbeitstag gab: „Mein Arbeitstag beginnt um ein Uhr früh und endet meistens so gegen 7.30 Uhr. Aber daran gewöhnt man sich, das Handwerk bereitet mir Freude“, so die Weißkirchnerin, die bei der Bäckerei Madenberger in Zeltweg tätig ist.

„Bildungsaktie, die immer steigen wird“

Die Steiermark „ist und bleibt ein Meisterland“, betonten die Gastgeber, Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk sowie Hermann Talowski, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk. „Fachliches und unternehmerisches Know-how sind unverzichtbare Trümpfe, um im Wettbewerb erfolgreich zu sein.“ Jede positiv absolvierte Meister- oder Befähigungsprüfung stelle sicher, „dass das auch in Zukunft so bleibt“. Insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels sei diese große „Bereitschaft zur freiwilligen Höherqualifizierung wichtig und dieses Wissen ist von großem Wert für die steirische Wirtschaft und den Standort“, wurde betont. Talowski vergleicht eine erfolgreich abgeschlossene Meister- und Befähigungsprüfung mit einer „Bildungsaktie, die immer steigen wird“,

Spartenobmann Hermann Talowski, Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Bundesspartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster, der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl, Meisterin des Jahres Yvonne Graßhoff, WKO-Präsident Harald Mahrer und der steirische WK-Präsident Josef Herk
Spartenobmann Hermann Talowski, Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Bundesspartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster, der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl, Meisterin des Jahres Yvonne Graßhoff, WKO-Präsident Harald Mahrer und der steirische WK-Präsident Josef Herk © WK

Herk spricht von der „höchsten Liga der beruflichen Ausbildung“. Laut einer Erhebung des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft verändert eine erfolgreiche Meister- oder Befähigungsprüfung bei 60 Prozent der Absolventen die berufliche Stellung zum Positiven. Die fachliche Weiter- und Höherqualifizierung ist für mehr als drei Viertel das zentrale Motiv. Unter den Gratulanten waren u. a. auch WKO-Präsident Harald Mahrer, der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl sowie Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, der mit Herk und Talowski die Ehrung der neuen Meister vornahm.

Mehr Absolventen als im Jahr davor

235 neue Meisterinnen und Meister (209 Männer, 26 Frauen) bekamen im Grazer Stefaniensaal ihren Meisterbrief überreicht. Dazu kommen noch 322 Absolventinnen und Absolventen von Befähigungsprüfungen (207 Männer, 115 Frauen). Somit haben insgesamt 557 Personen erfolgreich eine Meister- oder Befähigungsprüfung im vergangenen Jahr abgelegt – das sind um 32 mehr als im Jahr 2018.

Der Großteil aller Meister- und Befähigungsprüfungen wird in der Sparte Gewerbe und Handwerk abgelegt: 354 Personen haben im „klassischen“ Gewerbe und Handwerk eine meisterliche Qualifikation erworben, und zwar in insgesamt 34 Berufen. Spitzenreiter ist und bleibt die Kraftfahrzeugtechnik mit 63 neuen Meisterinnen und Meistern (2018: 55), gefolgt von Metalltechnik mit 25 (2018: 28). Jeweils 19 Meisterinnen und Meister entfallen auf Tischler und Mechatroniker (Tischler 2018: 25; Mechatroniker 2018: 23).

Bei den Befähigungsprüfungen liegt die Fußpflege mit 23 positiv absolvierten Prüfungen an der Spitze (2018: 17). Auf Platz 2 finden sich die Baumeister (18; 2018: 17), gefolgt von zwei weiteren Beauty- und Wellness-Berufen, nämlich Tätowierer (16; 2018: 12) und Kosmetik (15; 2018: 7).