Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing warnt vor unruhigen Zeiten an den Börsen. "Turbulenzen an den Märkten sind sehr wahrscheinlich", sagte der 49-Jährige am Donnerstag laut Redetext beim Neujahrsempfang des Instituts in Berlin. "Anleger, Unternehmen und Banken sollten auf mögliche Schwankungen vorbereitet sein."
Unsicherheiten gebe es vor allem vonseiten der Weltpolitik, etwa durch den bevorstehenden Brexit, die Situation im Nahen Osten, den Handelskonflikt zwischen Peking und Washington sowie die diesjährige Präsidentschaftswahl in den USA. "Wie Deutschland und Europa mit diesen Trends umgehen, wird darüber entscheiden, ob wir zu den Verlierern oder aber zu den Gewinnern dieses Jahrzehnts gehören werden."
Wichtig sei, dass die Länder Europas einen gemeinsamen Weg gingen, betonte Sewing. "Denn nur ein geeintes, starkes Europa wird mit seinen 450 Millionen Menschen überhaupt noch die Instrumente haben, um in diesem Wettstreit der großen Blöcke relevant zu sein." Um nicht von China und den USA abgehängt zu werden, müsse Europa auch in der Datenwirtschaft aufholen. "Ein schnelles 5G-Netz ist nicht nur ein nettes Extra, damit der Netflix-Stream ruckelfrei läuft – es ist essenziell für unsere wirtschaftliche Zukunft."
"Wir sind bereits gut dabei vorangekommen"
Sein eigenes Institut sieht Sewing inzwischen gut aufgestellt: "Wir sind bereits gut dabei vorangekommen, unsere Strategie umzusetzen. Wir halten das, was wir versprochen haben." Die Rückmeldungen von Investoren, Ratingagenturen und Analysten auf den im Sommer angekündigten Strategieschwenk seien positiv. "Natürlich ist unser Aktienkurs noch lange nicht dort, wo wir ihn uns wünschen – aber die deutliche Kurssteigerung der vergangenen Wochen zeigt, dass auch die Anleger allmählich an den Erfolg unserer Transformation glauben." Seit Anfang Jänner stiegen die Titel um fast zehn Prozent auf 7,64 Euro. Im selben Zeitraum verlor der europäische Bankenindex 1,7 Prozent.
Weltweit fallen 18.000 Arbeitsplätze weg
Im Sommer hatte Sewing einen Konzernumbau in die Wege geleitet, dem weltweit 18.000 Arbeitsplätze zum Opfer fallen. Dieser verschlingt mehrere Milliarden Euro, weshalb das Institut im vergangenen Jahr einen riesigen Verlustberg angehäuft hat. Die Ergebnisse stellt Sewing Ende Jänner im Detail vor.