Seit geraumer Zeit will sich die EU-Kommission um die Beseitigung des Kabelsalats kümmern. Die Unzahl an verschiedenen Ladegeräten für all jene Geräte, die Einzug in die Haushalte gehalten haben – in erster Linie Smartphones, E-Reader oder Tablets –, sollte beseitigt und durch gemeinsame Standards ersetzt werden. Dabei gehe es nicht nur um eine Alltagserleichterung für die genervten Anwender, sondern auch um die Vermeidung von Zehntausenden Tonnen Elektroschrott pro Jahr, heißt es von Befürwortern. Doch der Weg weg vom Wirrwarr ist steinig.
2009 schafft es die Kommission immerhin, dass sich zehn führende Mobiltelefonhersteller in einer Absichtserklärung auf ein einheitliches Ladegerät auf Basis des Micro-USB-Standards einigen. Die Umsetzung aber scheitert vor allem am Widerstand des US-amerikanischen Technologiekonzerns Apple, der später federführend eine Passage in die Erklärung reklamiert („Adapter-Zusicherung“), die das Papier entkräftet. 2014 läuft dieses aus, seither setzt die Kommission auf eine freiwilligeSelbstverpflichtung.
Das reicht nicht aus, befindet jetzt das EU-Parlament und bereitet eine Resolution vor, die noch Ende Jänner beschlossen werden soll. Bei der Debatte in Straßburg erklärte diese Woche der zuständige Kommissar Maroš Šefčovič zudem, seine Behörde prüfe derzeit wieder die Möglichkeiten und werde schon bald neue Schritte vorschlagen. Unter anderem wurde eine Studie zur Folgenabschätzung in Auftrag gegeben, die in den nächsten Wochen fertig werden soll.
SPÖ-Delegationsleiter Andreas Schieder ist Mitglied im zuständigen Binnenmarkt-Ausschuss und fordert verbindliche Regelungen für die Industrie: „Die letzten Jahre hat die EU-Kommission vergeblich auf eine freiwillige Selbstverpflichtung der Industrie gesetzt, jetzt müssen wir die Schlupflöcher mit verbindlichen Maßnahmen schließen.“
Angesichts dieses Vorstoßes, so heißt es, will die Kommission untersuchen, ob sie auf Grundlage der 2014 angenommenen Richtlinien für Funkanlagen mit einem „delegierten Rechtsakt“ verbindliche Regeln einführen kann („Radio Equipment Directive“).
USB-C und kabellose Technologie am Vormarsch
Und diesmal könnte sich tatsächlich etwas bewegen. Was vor allem mit Apple zu tun hat. Bis dato kämpfte der Konzern massiv für die per Patent geschützte Lightning-Schnittstelle. Ein neuer Anschluss würde ein völlig neues iPhone-Design erfordern und Innovation massiv einschränken, hieß es. Mittlerweile aber ticken die Uhren in Cupertino anders. So vertraut heute selbst Apple – etwa beim iPad Pro oder bei den Macs – vereinzelt auf USB-C (siehe rechts).
Gleichzeitig mehren sich die Stimmen, wonach Tim Cook & Co. kabelloses Laden forcieren wollen. So könnte bereits 2021 ein neues iPhone gänzlich ohne kabelgebundene Schnittstelle auskommen. Geladen wird der Akku dann wohl per Qi-Modul, was der Debatte um die Einheitsstecker eine entscheidende Wendung geben könnte.