Daimler und Audi sind nach einem sehr schwierigen Jahr wieder besser in Fahrt gekommen und haben zum Schluss doch mehr Autos verkauft als im Vorjahr. Für das laufende Jahr zeigten sich am Donnerstag beide Unternehmen zumindest in diesem Punkt optimistisch: Der Absatz soll weiter zulegen.
Modellwechsel und Probleme bei der Umstellung auf den neuen WLTP-Abgastest hatten die Verkaufszahlen von Mercedes und Audi im ersten Halbjahr um fast 5 Prozent einbrechen lassen - aber zum Jahresende stand doch ein klares Plus: Daimler legte bei der Marke mit dem Stern bereits zum neunten Mal in Folge zu und steigerte seine Auslieferungen um 1,3 Prozent auf 2,34 Millionen Autos. Der größte Schub kam aus China, dort legte die Nachfrage um 6,2 Prozent zu.
China schwächelt weiterhin
Der für die deutschen Hersteller so wichtige chinesische Automarkt schwächelt allerdings bereits das zweite Jahr in Folge: Im vergangenen Jahr gingen die Verkäufe um 7,5 Prozent auf 21 Millionen Fahrzeuge zurück, wie der Branchenverband PCA am Donnerstag in Peking mitteilte.
Der Volkswagen-Konzern rechnet für das abgelaufene Jahr nun doch mit einem leichten Plus bei den weltweiten Auslieferungen. Das ging Donnerstagnachmittag aus einer Präsentation hervor, die Vorstandschef Herbert Diess vor Investoren in New York halten wollte. Anlässlich der Geschäftszahlen zum dritten Quartal hatte der Konzern die Prognose für die Auslieferungen Ende Oktober gesenkt und nur noch das Vorjahresniveau erwartet.
2018 hatte VW mit seinen zwölf Konzernmarken 10,83 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert. 2019 dürfte VW nun "leicht darüber" landen. Von Jänner bis November 2019 standen bereits 9,94 Millionen ausgelieferte Fahrzeuge zu Buche. Die genauen Daten für das Gesamtjahr will der Konzern in der kommenden Woche veröffentlichen.
Hohe Kosten, sinkende Gewinne
Daimler-Vorstandschef Ola Källenius sagte, im Premiummarkt sei die Stammmarke Mercedes-Benz beim Absatz "weiterhin klar die Nummer 1." Im laufenden Jahr wolle er den Absatz weiter steigern. Aber "auch die beiden kommenden Jahre werden mehr denn je von der Transformation unserer Branche geprägt sein", sagte er. Wegen sinkender Gewinne und hoher Kosten für neue Technik spart der Dax-Konzern aufgelegt und will mehr als 10.000 Stellen streichen.
Audi hat im vergangenen Jahr 1,846 Millionen Autos verkauft - zwar weit weniger als Mercedes und BMW, aber um 1,8 Prozent mehr als im Jahr davor. Vertriebschefin Hildegard Wortmann sagte am Donnerstag in Ingolstadt: "Nach einem durchwachsenen ersten Halbjahr haben wir in der zweiten Jahreshälfte erfolgreich aufgeholt." Nach dem starken Schlussspurt mit fast 14 Prozent Absatzwachstum im Dezember zeigte sie sich zuversichtlich für das laufende Jahr und verwies auf das junge Modellportfolio: "Auch wenn die Anforderungen in 2020 hoch bleiben, haben wir die Weichen für weiteres Wachstum gestellt."
Auch Audi-Chef Bram Schot, der im April von dem früheren BMW-Vorstand Markus Duesmann abgelöst werden soll, fährt einen harten Sparkurs und will in Ingolstadt und Neckarsulm 9.500 Stellen abbauen. Die VW-Tochter erholt sich allmählich von den Folgen des Dieselskandals, aber die Verkaufszahlen 2019 liegen immer noch unter denen von 2016 und 2017.
In Europa steht für 2019 nun mit 770.000 verkauften Autos ein Plus von 3,5 Prozent. In China verkaufte Audi 690.000 Autos - um 4,1 Prozent mehr als im Vorjahr.
SUV-Modelle beliebt
Vor allem mit den großen SUV-Modellen konnte Audi punkten, hier stiegen die Verkaufszahlen fast um die Hälfte. "Dies ist vor allem auf die positive Bilanz von Audi e-tron und Audi Q8 zurückzuführen, und das obwohl die Modelle erst seit kurzem in allen Kernregionen verfügbar sind", teilte der Konzern mit.
Daimler hatte vor allem in der ersten Jahreshälfte mit der Umstellung der Kompaktklassen auf neuere Modelle zu kämpfen, die aber im zweiten Halbjahr Schub gaben. Zudem lasteten zwischenzeitlich Produktionsprobleme der SUV-Modelle GLE und GLS in den USA auf dem Absatz. Insgesamt ging der Verkauf von SUV-Modellen 2019 um 4,5 Prozent zurück - die Stadtgeländewagen sind mit einem Anteil von einem Drittel aber noch immer das volumenstärkste Segment der Schwaben.
BMW will seine Absatzzahlen erst am Freitag veröffentlichen - Vertriebschef Pieter Nota hatte aber am Mittwoch schon gesagt, mit einem Rekordabsatz von 2,52 Millionen Fahrzeugen der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce sei der Konzern "weiterhin der weltweit führende Premiumhersteller". Das ist ein Plus von 1,2 Prozent. Daimler kam inklusive der Kleinwagenserie Smart auf 2,46 Millionen Pkw und damit 0,7 Prozent mehr. Im Vergleich der Stammmarken liegt Mercedes-Benz aber seit 2016 vor BMW. Nota sagte: "Wir blicken mit Zuversicht auf das neue Jahr und streben 2020 erneut einen Absatzzuwachs an."