Die Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas gibt alljährlich Anfang Jänner einen Einblick in die Technik-Höhepunkte des neuen Jahres. Am Dienstag öffnet die CES ihre Tore für Besucher. Erstmals wieder mit dabei ist der iPhone-Hersteller Apple – zwar nicht mit eigenem Stand, aber immerhin im Konferenzprogramm. Apples Privacy-Chefin Jane Horvath wird mit anderen hochrangigen Managerinnen – darunter Facebooks Erin Egan – über Datenschutz und Privatsphäre sprechen.
TV-Geräte spielen traditionell eine große Rolle bei der CES. LG will einen Fernseher vorstellen, den man „ausrollen“ kann. Samsung kündigt ein „wirklich rahmenloses“ Display an. Mit Spannung wird auch die Präsentation von Sony erwartet. Fans hoffen auf Details zur geplanten fünften Generation der Playstation. Nach dem Erfolg der Medizin-Anwendungen bei der Apple Watch, haben Wearables wieder Hochsaison. Nun setzen auch die anderen Hersteller voll auf das Gesundheitssegment und die 24-Stunden -Überwachung des Körpers.
Auch für die Autoindustrie ist die ehemalige Fernseh- und Radiomesse inzwischen ein wichtiger Termin. Hier werden die Fortschritte bei elektrischen und selbstfahrenden Autos gezeigt. Hyundai zeigt einen Einblick in die Vision für die Zukunft des Konzerns als Mobilitätsdienstleister und stellt ein eigenes Flugtaxi vor.
Erwartet werden in diesem Jahr 4500 Aussteller und 175.000 Besucher. Die CES gilt als Schaufenster in das neue Technik-Jahr.
Autozulieferer Bosch zeigt "intelligente" Sonnenblende
Der deutsche Zulieferer Bosch will Autofahrern künftig bei tiefstehendem Sonnenlicht ein größeres Sichtfeld und damit mehr Sicherheit verschaffen. Die transparente Sonnenblende, die aus einem LCD-Bildschirm besteht, soll dank künstlicher Intelligenz nur die Teilbereiche verdunkeln, durch die der Fahrer geblendet wird, wie das Unternehmen am Montag bei der CES in bekannt gab.
Blendendes Sonnenlicht verursache "die meisten witterungsbedingten Unfälle", erläuterte Bosch. Auch wenn herkömmliche Sonnenblenden Autofahrer vor störendem Gegenlicht schützten, versperrten sie - einmal heruntergeklappt - oft auch große Teile des Sichtfeldes. Die digitale Blende soll "dank intelligenter Algorithmen" künftig sowohl die Gesichtspartien wie Augen, Nase und Mund als auch den Schatten, den die Sonne auf das Gesicht wirft, erkennen. Verdunkelt wird dann ausschließlich ein kleiner Bereich auf dem Display.
Fokus auf den Mobilfunkstandard 5G
Kaum Geräte und die Netze noch in den Kinderschuhen: Bisher verläuft der Wandel ins ultraschnelle 5G-Zeitalter nicht im Highspeed-Tempo. Doch bei CES wollen die Hersteller zeigen, welche Potenziale zur Übertragung gewaltiger Datenmengen der neue Mobilfunkstandard schon bald entfalten soll - auch abseits des Smartphones.
In rund 20 Ländern gibt es bereits 5G-Netze, rechnet der US-Chipriese Qualcomm vor. Rein theoretisch könnten sich damit schon 2,4 Milliarden Menschen auf der Erde zur fünften Mobilfunkgeneration zählen, vorausgesetzt sie haben ein entsprechendes Gerät.
Noch seien die 5G-Netze rund um den Globus aber "im Säuglingsalter", betont Steven Koenig von der Consumer Technology Association (CTA), die die Messe in der US-Glücksspielmetropole veranstaltet. "Es gibt etwa 50 verschiedene Anbieter rund um die Welt, die 5G-Netze betreiben. Aber sie sind immer noch ziemlich limitiert bei Reichweite und Abdeckung."
Trotzdem ist der neue Standard bei der CES, die sich als branchenübergreifendes Kaleidoskop für die Zukunft der Unterhaltungselektronik etabliert hat, das große Thema. "Viele 5G-Smartphones werden auf der CES enthüllt werden, genau wie Laptops und Tablets", erwartet Analystin Mikako Kitagawa vom Marktforschungsunternehmen Gartner. "Doch die Leute müssen noch bis zum Frühjahr oder Sommer warten, bis sie verfügbar sind."
Elektro-SUV-Showdown zum CES-Start
Der SUV gilt vielen als Inbegriff des Spritschluckers - doch inzwischen kündigt sich ein Wettkampf der Elektroauto-Hersteller in der nach wie vor populären Fahrzeugklasse der Geländewagen an. Der Showdown zum Start der CES zeigt dabei, wie die Anbieter die Kunden mit neuen Ideen für sich gewinnen wollen.
So präsentierte die Firma Fisker einen SUV mit Solarzellen im Dach und einem Innenraum aus Recycling-Materialien. Der chinesische Hersteller Byton brachte die Serienversion seines ersten Modells M-Byte mit einem riesigen Display im Cockpit mit nach Las Vegas. Das Fahrzeug soll Mitte des Jahres in die Produktion gehen. Der Fisker Ocean wurde für 2022 angekündigt.
Die Solarzellen im Dach sollen pro Jahr bis zu 1600 zusätzliche Kilometer ermöglichen, wie Firmenchef Henrik Fisker sagte. Für den Teppich im Innenraum sollen Plastikflaschen wiederverwendet werden, für eine Zierleiste im Cockpit ausrangierte Bekleidung wie T-Shirts. Das alles soll den Fisker Ocean besonders nachhaltig machen. Zugleich macht Fisker eine Kampfansage an die Branche mit einem Startpreis von 37.500 Dollar vor Steuern und Elektroauto-Vergünstigungen.
Bytons M-Byte soll auf dieser Basis 45.000 Dollar beziehungsweise 45.000 Euro kosten - und damit ebenfalls die etablierten Premium-Anbieter unter Druck setzen.
Abwärtsspirale beim Preis?
Auch der Elektroauto-Vorreiter Tesla setzt die Preise inzwischen noch tiefer an und will sein Pickup-Modell "Cybertruck" schon ab knapp 40.000 Dollar verkaufen. Tesla bekam Konzernchef Elon Musk zufolge inzwischen über 140.000 Reservierungen für den "Cybertruck". Einer Abwärtsspirale beim Preis würden dabei allerdings schon durch die Batteriekosten Grenzen gesetzt, schränkte Byton-Manager Andreas Schaaf ein. "Niemand kann zaubern." Zum Vergleich: Mercedes veranschlagt bei seinem Elektro-SUV EQC einen Preis von rund 70.000 Euro ab Werk.
Byton setzt als Kaufargument auf ein fast von Tür zu Tür reichendes Display mit einer Diagonalen von 47 Zoll (knapp 120 Zentimeter) sowie digitale Dienste. Dafür muss die Firma aber App-Entwickler überzeugen, ihre Anwendungen für die Fahrzeuge anzupassen. Dazu wurde in Las Vegas am Sonntag (Ortszeit) eine Entwicklerplattform an den Start gebracht.
Außerdem wird in den USA der Unterhaltungskonzern Viacom CBS, zu dem unter anderem das Hollywood-Studio Paramount und der TV-Sender MTV gehören, Filme und andere Videoinhalte auf den großen Bildschirm bringen - wenn auch zunächst nur im stehenden Auto. "Wir wollen überall präsent sein, wo unsere Nutzer auf Inhalte zurückgreifen wollen", sagte Ted Schilowitz von Viacom CBS. Im Fisker Ocean soll es dagegen nur zwei eher kompakte Bildschirme geben. Und Henrik Fisker machte klar, dass er nicht viel vom Auto als Entertainment-Wunderwelt hält: "Letztendlich ist mit dem Auto zu fahren, vielleicht auch auf einer holperigen Strecke, etwas ganz anderes als es sich zu Hause im Sessel mit einem iPad oder Smartphone bequem zu machen."
Wechselbereite Kunden
Laut Umfragen seien aber 40 Prozent der Nutzer bereit, für bessere Konnektivität die Automarke zu wechseln, betonte Schaaf. In China seien es sogar fast zwei Drittel. Hier sehe Byton die Chance, auch als neue Marke in den Markt zu kommen. Die in China beheimatete Firma hat inzwischen 60.000 Reservierungen für das erste Modell. Byton will es in diesem Jahr in China und bis Mitte 2021 auch in den USA und Europa auf den Markt bringen.
Für den europäischen Markt stünden bereits Vereinbarungen mit Autohandelsgruppen und anderen Infrastruktur-Anbietern, sagte Schaaf in Las Vegas. Darunter seien viele Handelspartner, die Fahrzeuge etablierter Premium-Hersteller verkauften.