Vor Ihnen versuchten Josef Pröll, Maria Fekter und Michael Spindelegger eine Hypo/Heta-Sanierung. Erst Sie packten die Hydra.
HANS JÖRG SCHELLING: Zur Notverstaatlichung gibt es unterschiedliche Auffassungen. Als ich Finanzminister wurde, hatte ich keinen Glauben, dass eine Sanierung möglich ist. Die EU-Kommission gab uns mit der Bankenabwicklungsdirektive die Möglichkeit zum Bankenabwicklungs- und -sanierungsgesetz, das die Gläubiger mit Bail-in beteiligt.
Kärnten war finanziell klinisch tot, Rating auf Ramschstatus. Wie nahe war die Insolvenz?
Wären die Milliardenhaftungen schlagend geworden, wäre Kärnten natürlich sofort insolvent gewesen. Die Gläubiger mussten aber erkennen, dass Kärnten nicht das Vermögen hatte, eine Insolvenzquote zu bedienen.
Es gab Ideen, Kärnten zur Strafe sowie zur Erziehung aller Länder pleitegehen zu lassen.
Das wäre völlig falsch gewesen. Als wir das Moratorium erließen, sperrten deutsche Banken Kreditlinien auch für andere Bundesländer.
Ihr Angebot an die Gläubiger wurde zuerst abgelehnt. Wie war der Poker mit Hedgefonds?
Das Angebot von 75 Prozent war in Wirklichkeit nur 70 Prozent, weil wir auch die Zinsen geschnitten haben. Daher haben wir dann als Sweetener Nullzinsbonds angeboten. Für die Abwicklung kaufte Kärnten die Heta-Anleihen zurück. Der Bund gab dafür Kärnten 7,7 Milliarden Euro. Die hat die Republik nach jüngster Heta-Abrechnung zur Gänze aus dem Recovery zurück, weil der Heta-Abverkauf besser als erwartet lief.
Ihre Zusage, kein neues Steuergeld für die Heta, sehen Sie erfüllt?
Ja, wir bekamen auch 1,23 Milliarden von den Bayern zurück, weil sie vom Heta-Abbau mehr zurückbekamen. Es bleibt beim vor mir entstandenen Hypo-Schaden von 5,5 Milliarden. 4,5 Milliarden cash, dazu eine Milliarde Anleihe.
Plus 1,2 Milliarden, die Kärnten den Gläubigern zahlen musste.
Auf einen Beitrag Kärntens haben die Gläubiger bestanden. Wir haben Kärnten dafür günstigen langfristigen Kredit gegeben. International ist die Lösung ein Modellfall. Eine 100-Jahr-Anleihe der Republik beweist unsere Reputation.
Adolf Winkler