Der sechste Streiktag gegen die geplante Pensionsreform von Präsident Emmanuel Macron hat das öffentliche Leben in Frankreich weitgehend lahmgelegt. Allein in Paris blieben am Dienstag Dutzende Schulen geschlossen, während der öffentliche Nahverkehr in der Hauptstadt ins Chaos gestürzt wurde und Airlines etwa jeden fünften Flug absagen mussten.

Die Gewerkschaften hatten Bahnmitarbeiter, Ärzte, Lehrer und andere Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes dazu aufgerufen, Macron vor der für Mittwoch geplanten Bekanntgabe der Details seiner Pensionsreform die Stirn zu bieten.

Auch in anderen Großstädten wie Bordeaux und Marseille gingen Tausende auf die Straßen. "Wir müssen Macron loswerden", war auf Transparenten zu lesen. In der Hauptstadt sperrte Bereitschaftspolizei entlang der Champs Elysee im Zentrum mehrere Straßen, die zu den Büros von Macron und seinem Ministerpräsidenten führten.

Pensionssystem reformieren

Macron will Frankreichs veraltetes Pensionssystem vereinfachen, das mehr als 40 verschiedene Pensionskassen umfasst. Dabei variieren Pensionseintrittsalter und Pensionsleistungen. So können beispielsweise Bahnangestellte wesentlich früher in Pension gehen als andere Beschäftigte. Das gesetzliche Pensionseintrittsalter liegt derzeit bei 62 Jahren. Macron hält das System für unfair und zu teuer. Er will auf Pensionspunkte umstellen, die für alle Franzosen gleichermaßen gelten sollen.

"Ja, das Pensionssystem muss reformiert werden", sagte der Chef der linken CGT-Gewerkschaft, Philippe Martinez, dem Sender France 2. "Macrons Projekt ist 'Jeder für sich selbst'. Bei unserem geht es um Solidarität." Sollte Macron mit seiner Reform scheitern, würde das ein Defizit von bis zu 17 Milliarden Euro bis 2025 bedeuten, prognostizierte ein unabhängiger Pensionsausschuss. Der Streik gehört zu den größten seit 1995, als Ministerpräsident Alain Juppe nach wochenlangen Arbeitskämpfen gezwungen war, eine Reform des Pensionssystems abzubrechen. Juppes Kabinett hat sich nie von dieser Niederlage erholt.