Aus Protest gegen die Pensionspläne von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron haben Gewerkschaften für kommenden Dienstag zu einem weiteren Streiktag aufgerufen. Die Funktionärin Catherine Perret von der linksgerichteten GGT forderte die Regierung am Freitag auf, "flott einige Antworten" zu liefern. Diese habe den sozialen Unmut in der Bevölkerung völlig falsch eingeschätzt.

Die Gewerkschaften seien "entschlossen", die Aktionen branchenübergreifend weiterzuführen, sagte eine Vertreterin der Gewerkschaft FSU. "Der Ball liegt nun im Feld der Regierung", betonte die Gewerkschaft CGT. Die Ministerin für soziale Sicherheit, Agnès Buzyn, sagte, die Regierung habe die "Wut der Franzosen verstanden". Sie lud die Sozialpartner für Montag zu Beratungen ein.

Verkehrschaos

Am Freitag, dem zweiten Streiktag im öffentlichen Dienst, kam es erneut zu Verkehrschaos und Beeinträchtigungen in Schulen und Krankenhäusern. Die Gewerkschaften bei der Pariser Bus- und Metrogesellschaft RATP haben bereits angekündigt, den Ausstand vorerst bis Montag fortzusetzen.

Insgesamt stockte der Verkehr laut der Verkehrs-App Styadin auf mehr als 350 Kilometern. Zehn der 16 Metro-Linien fuhren nicht. Die Fluggesellschaft Air France strich 30 Prozent der Inlandsflüge und fast zehn Prozent der Mittelstreckenflüge. Die Behörde für Zivilluftfahrt hatte die Fluggesellschaften aufgerufen, ihr Angebot um mindestens 20 Prozent zu kürzen. Auch die Airlines Transavia, Easyjet und Ryanair annullierten Flüge.

Bei der staatlichen Bahngesellschaft SNCF fuhr am Freitag von zehn TGV-Hochgeschwindigkeitszügen nur einer. Auch Verbindungen in die Nachbarländer wie beispielsweise Deutschland sind nach Angaben des Unternehmens weiter stark eingeschränkt.

Pensionssystem umkrempeln

Bildungsminister Jean-Michel Blanquer sagte jedoch dem TV-Sender BFM, er erwarte, dass am Freitag nicht mehr so viele Lehrer an dem Streik teilnehmen würden wie am Donnerstag.

Macron will das als veraltet kritisierte Pensionssystem umkrempeln, das mehr als 40 verschiedene Pensionskassen umfasst. Er hält das System für unfair und zu teuer. Er fordert ein auf Pensionspunkten basierendes System, das für alle Franzosen gleichermaßen gelten soll.

Macron wolle das heikle Thema nicht wie viele seine Vorgänger umschiffen und Reformen aus Furcht vor öffentlichem Protest unterlassen. "Wenn jede Präsidentschaft so argumentiert, werden unsere Kinder kein akzeptables Pensionssystem mehr vorfinden", sagte Bildungsminister Blanquer. Mitte der 1990er Jahre hatte ein wochenlanger Ausstand die damalige Regierung zum Einknicken bei ihren Rentenplänen gebracht.