Nachdem vor einer Woche die Verkaufsfrist für die Alitalia abgelaufen und kein verbindliches Angebot eingereicht wurde, schließt die italienische Regierung eine Verstaatlichung der Airline nicht aus. "Wir werden eine Lösung für die Alitalia finden. Eine Verstaatlichung wäre nicht unbedingt negativ", sagte Industrieminister Stefano Patuanelli im Interview mit dem Radiosender "Radio Capital".
Zu hohe Kosten
"Die Alitalia wird nicht bankrottgehen, das kann ich garantieren", erklärte der Minister, der der populistischen Fünf Sterne-Bewegung angehört. Alitalias Problem sei, dass sie zu groß sei, um eine kleine Airline zu sein und zu klein, um eine große Fluggesellschaft zu sein. Das Problem Alitalias seien deren Kosten, nicht der Umsatz. "Vom Standpunkt des Umsatzes ist Alitalia eine erfolgreiche Gesellschaft, doch die Kosten sind zu hoch", meinte der Minister. Eine Zerstückelung Alitalias, um ihre Assets getrennt zu verkaufen, schließt der Minister aus.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr plant nach Medienangaben Gespräche mit der Regierung in Rom. Spohr hatte zuletzt wiederholt, dass Lufthansa nur in eine restrukturierte Alitalia investieren würde. Alitalia ist seit Mai 2017 insolvent und wird mit staatlichen Überbrückungskrediten in der Luft gehalten.
Nicht der einzige Problemfall
Angesichts der Krisen bei Großunternehmen wie Alitalia, dem Ilva-Stahlwerk und Whirlpool in Neapel wächst in Rom der Wunsch nach einer Verstaatlichung krisengeschüttelter Konzerne zur Rettung tausender Arbeitsplätze. Nicht ausgeschlossen wird in Rom die Wiederbelebung der IRI-Holding, unter deren Schirm jahrzehntelang bis zum Jahr 2000 staatliche Beteiligungen an Großkonzernen standen.