Das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo beurteilt die Ausgangslage für das bevorstehende Weihnachtsgeschäft trotz Konjunkturabkühlung besser als vor einem Jahr. Gestützt von einem robusten Arbeitsmarkt und einer guten Einkommensentwicklung aufgrund passabler Gehaltsabschlüsse seien die Österreicher nach wie vor ausgabefreudig, sagte Wifo-Experte Jürgen Bierbaumer-Polly am Mittwoch bei einem Pressegespräch.

Die gute Kaufkraft lässt die Branche auf höhere Umsätze hoffen. Das Weihnachtsgeschäft dürfte den österreichischen stationären Händlern und heimischen Online-Shops heuer 1,22 Milliarden Euro netto bringen, ein nominelles Plus von 1,2 Prozent, hat das Wifo für den Handelsverband berechnet. Nicht mitberücksichtigt sind hier Umsätze, die auf Weihnachtsmärkten oder in der Gastronomie erzielt werden. Ebenfalls nicht einberechnet werden Erlöse von ausländischen Online-Shops. Jedes Jahr fließen bis zu 4,5 Milliarden Euro an ausländische Internethändler wie Amazon oder Zalando - wie viel davon im Weihnachtsgeschäft, ist nicht klar.

Spielwahren, Uhren und Schmuck

Als Weihnachtsgeschäft gelten Mehrumsätze im Dezember, die die Händler zusätzlich zum Umsatz eines Durchschnittsmonats erzielen. Manche Branchen wie der Spielwarenhandel, Uhren- und Schmuckgeschäfte, der Buchhandel oder Elektrogeschäfte machen im Dezember doppelt so viel Umsatz wie in einem normalen Monat oder mehr.

Insgesamt hat die Bedeutung des Festes für den Handel über die Jahre aber abgenommen. Größere Anschaffungen werden längst nicht mehr nur zu Weihnachten gemacht. Zudem fließt immer mehr Geld in Reisen, Wellness-, Erholungs- und Bildungsangebote. Viele schwören dem Kaufrausch auch ganz ab - laut einer jüngsten Mindtake-Befragung sogar rund jeder Zehnte. Schnäppchentage wie der Black Friday locken bereits im November mit großzügigen Rabatten und sorgen so für verfrühte Weihnachtseinkäufe.

23. Dezember als Einkaufstag

Eine "Amerikanisierung des Konsums" nannte Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will Sondereinkaufstage wie Black Friday (am 29.11.) oder Cyber Monday (am 2.12.). Zusammen sollen sie dem Handel heuer 110 Millionen Euro bringen. Rein rechnerisch zählt allerdings nur der Cyber Monday zum Weihnachtsgeschäft, da ja nur Mehrumsätze im Dezember gerechnet werden. Positiv sei auch, dass der 23. Dezember heuer noch ein voller Einkaufstag sei. Dafür fällt der 8. Dezember (Marienfeiertag) auf einen Sonntag, womit die Geschäfte zu bleiben müssen.

Für das Gesamtjahr im Handel wird ein Bruttoumsatz von 72,8 Milliarden Euro (+1,5 Prozent) erwartet. Dazu kommen rund vier Milliarden Euro Online-Umsatz (+5,3 Prozent) - ausländische Webshops nicht hinzugerechnet.