Der Österreicher Martin Krutz (49) arbeitet seit 30 Jahren in verschiedenen Funktionen für den japanischen Kühl- und Klimagerätespezialisten Daikin, nach Stationen in Warschau, London und Brüssel verschlug es in vor wenigen Monaten ins obersteirische Rottenmann. Nachdem Daikin, ein Konzern mit 75.000 Mitarbeitern in 150 Ländern, vor einem Jahr AHT Cooling Systems um rund eine Milliarde US-Dollar gekauft hatte, unterbreitete Daikin-Boss Masatsugu Minaka dem Österreicher persönlich das Angebot, an die Spitze von AHT zu wechseln.
„Ich muss gestehen, ich kannte AHT bis November 2018 nicht“, sagt Krutz, um im selben Atemzug eine Lanze für den Betrieb zu brechen. Er sei stolz auf dieses „ausgezeichnete, innovative Unternehmen“.
AHT in den meisten Supermärkten
AHT war das erste Unternehmen weltweit, das steckerfertige Kühltruhen und -vitrinen für Supermärkte einführte. „Die Industrie hat das anfangs belächelt“, weiß Krutz. Doch wurde ein großer Markt daraus und AHT ist in der Sparte mittlerweile führend, hat in Europa einen Marktanteil von 64 und global 33 Prozent. In den vergangenen Jahren wuchs der Umsatz im Schnitt um zehn Prozent.
„Die Mutterkompetenz von AHT ist in Rottenmann und wird immer dort bleiben“, versichert Krutz am Montag in der Konzernzentrale in Osaka. Worte, die man in der Steiermark gerne vernimmt. Der Anlass: Eine Wirtschaftsdelegation, angeführt von Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl, wurde von Daikin-Präsident Minaka empfangen, um die Beziehungen zwischen dem Land und dem japanischen Investor zu stärken. Auch Krutz reiste dafür extra nach Osaka.
Hoffnung auf Investitionen
Für den Daikin-Neuling AHT (1700 Mitarbeiter, Standorte in den USA, China und Brasilien) geht es darum, sich im riesigen, dennoch familiengeführten Konzern zu behaupten. Die Hoffnung ruht, so sagt Krutz, auf weiteren Investitionen in die Produktentwicklung in Rottenmann im kommenden Jahr, was auch Arbeitsplätze schaffen würde.
Auf der Produktionsfläche von 55.000 Quadratmeter „stellen wir alles her, was im Lebensmittelhandel an Kühlung benötigt wird“, erklärt Krutz. Weltweit zählt AHT 4700 Kunden – unter ihnen fast alle großen Handelsketten. „Unsere Ziele sind Technologie- und Qualitätsführerschaft und der Aufbau langfristiger Kundenbeziehungen.“ Das Wirtschaftsressort des Landes sagt volle Unterstützung zu, doch wollen in puncto Investitionen vorerst weder Krutz, noch Daikin-Chef Minaka über Details sprechen.
Olympia 2020 in Tokio
In Japan selbst fließen die Investitionen aktuell in die olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio. Für Österreich ist Japan nach China der zweitwichtigste Exportmarkt, allerdings machen die rund 1,5 Milliarden Euro (2018) nur 1,0 Prozent des österreichischen Ausfuhrvolumens aus. „Japan ist für Österreich noch ein überschaubarer Markt, da gibt es reichlich Potenzial“, betont Ingomar Lochschmidt, Delegierter der Außenwirtschaft der WKO. „Es dauert recht lange, bis man hineinkommt. Hat man es aber geschafft, sind das langfristige Geschäftsbeziehungen.“
Geschafft hat es unter anderem Rosendahl Nextrom, Teil der Knill-Gruppe und Spezialist für Batteriemaschinen, Kabeldraht und Glasfaseroptik: In Japan erwirtschaftet das Unternehmen einen Umsatz von jährlich fünf bis sieben Millionen Euro, erklärt Georg Knill, der als Chef der steirischen Industriellenvereinigung an der Delegation teilnimmt.