Jeder zehnte Job „fliegt“. In zwei Jahren wird die AUA statt etwas mehr als 7000 Mitarbeiter nur noch 6200 Menschen beschäftigen.
Alexis von Hoensbroech, Andreas Otto und Wolfgang Jani legten am Donnerstag ihr Sparpaket auf den Tisch, um im irren Kampf der Billigflieger in Wien die Nummer eins zu bleiben. Weitgehend soll der Personalschnitt durch natürliche Fluktuation bei gleichzeitig massiver Digitalisierung vieler Abläufe gelingen.
Die Airline reagiert damit radikal auf das Preisgemetzel, mit dem die Ryanair der AUA die Marktführerschaft abjagen will. Durch das „Blutbad in Wien“, wie der Wizz-Air-Chef József Váradi die Situation vor ein paar Monaten charakterisiert hat, droht der AUA heuer und 2020 der Absturz in die roten Zahlen.
„Wir werden das Unternehmen aber sicher nicht dem Wettbewerb preisgeben,“ so Alexis von Hoensbroech, der die Austrian Airlines seit einem Jahr steuert. „Herr O’Leary irrt sich, wenn er glaubt, die Austrian in fünf Jahren überholen zu können,“ sagte er wörtlich zu den jüngsten Kampfansagen des Ryanair-Chefs in Wien.
Wien als Billig-Flughafen
2,2 Millionen zusätzliche Billig-Ticket-Plätze sind heuer für Wien auf den Markt geworfen worden. 2020 werden es weitere 2,5 Millionen sein, rechnet von Hoensbroech vor. „Dann ist jeder dritte Sitzplatz, der ab Wien angeboten wird, ein Billigflug.“ Auf 60 Prozent der Strecken, die die AUA anfliegt, sitzt inzwischen auch die Low-Cost-Konkurrenz.
Das Sparpaket – es hat den Namen „PE20“, Process Efficiency 2020 – fällt mit dem Kappen von 700 bis 800 Planstellen noch einschneidender aus als befürchtet.
Dabei sind die 90 Millionen Euro Einsparungen, die „P20“ im Vergleich zu heute ab Ende 2021 jährlich bringen soll, sozusagen nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich will die Airline noch einmal einen ähnlich hohen Betrag mit Maßnahmen hereinholen, „die wir ohnehin schon in Planung haben“, bestätigt von Hoensbroech. „Es wird ein sehr harter Weg.“
Noch am Donnerstag sind die Briefe an die Mitarbeiter der Bundesländer-Crewbasen mit den Wechselangeboten nach Wien hinausgegangen. Wer auf die nicht einsteigen will, dürfte gekündigt werden. Genaue Zeitpläne nennt Wolfgang Jani im Gespräch mit der Kleinen Zeitung nicht. Grundsätzlich sollten die Schließungen aber so schnell wie möglich über die Bühne gehen.
Kürzungen in Zentrale
Die meisten Jobs wackeln tatsächlich in der Konzernzentrale, so sollen einige Management-Ebenen herausgenommen werden. Generell seien aber alle Bereiche betroffen. So werden auch mehr als 150 Piloten, die die AUA von der Lufthansa ausgeborgt hat, Österreich wieder verlassen. Im Detail sollen die Stellenstreichungen ab Jänner mit dem Betriebsrat verhandelt werden.
Dass der nicht mehr den Rückhalt der Belegschaft habe, weist von Hoensbroech zurück. Vor Kurzem hatte der Vorstand zwei langgediente Betriebsräte wegen ihrer Supergagen geklagt. Darunter AUA-Urgestein Alfred Junghans, der als Betriebsrat für das Bodenpersonal schon Serien von Sparprogrammen erlebt hat.
„Blöd gekürzt wird sicher nicht,“ versichert Jani. „PE 20“ basiert auf rund 300 Vorschlägen, die im Laufe der vergangenen Monate aus den Reihen der Mitarbeiter gekommen sind. Sämtliche Prozesse massiv digitalisieren zu wollen, hatte von Hoensbroech schon mehrfach angekündigt. Dazu gehört künftig auch der Einsatz von Drohnen bei der Flugzeugwartung.
Das Streckennetz wird nicht aufgeknüpft – im Gegenteil. Vorstand Andreas Otto kündigte am Donnerstag zwar für den kommenden Sommer die endgültige Streichung der Langstrecken-Destination Miami an, die seit längerer Zeit als Verlustbringer gilt. Stattdessen komme ein neues Ziel ins Programm.
Neue Ziele
Auf der Kurzstrecke gibt es allerdings eine Reihe neuer Ziele. Ermöglicht wird dieses Wachstum einerseits dadurch, dass die AUA mit Jahresbeginn die vier in Wien stationierten A320 der Eurowings zumindest für ein Jahr in ihre Flotte übernimmt. Zudem sind schon zwei der insgesamt zehn A320, die künftig 18 Turboprop-Maschinen ersetzen sollen, im Einsatz. Der Übergang soll Otto zufolge nun deutlich schneller kommen.
Die seit Jahren angestrebte Kompletterneuerung der Langstreckenflotte bleibt dafür in der Warteschleife. Lufthansa-Boss Carsten Spohr verlangt von der AUA „Investitionsfähigkeit“. Die Latte wurde noch vor einem halben Jahr mit acht Prozent Marge sehr hoch gelegt. Aktuell tendiert diese gegen null. 2023 soll dann alles besser sein.
Reicht „PE 20“ nicht, schärft der AUA-Vorstand nach. Von Hoensbroech: „Aber dann wird es natürlich immer schmerzhafter.“
Von Claudia Haase