Das seit 2016 starke, aber zuletzt schon abgeflaute Wirtschaftswachstum in Österreich dürfte sich der neuesten EU-Herbstprognose zufolge weiter abschwächen, aber robust bleiben. Erwartet wird für heuer ein Plus von 1,5 Prozent und für die beiden Folgejahre ein Anstieg von 1,4 Prozent. Die starke Inlandsnachfrage und der robuste private Konsum dürften der Hauptwachstumstreiber bleiben.
Der private Konsum ist laut EU-Kommission im ersten Halbjahr 2019 in Österreich deutlich gestiegen. Zurückgeführt wird das auf Reallohnanstiege, ein Beschäftigungswachstum und Steuererleichterungen wie dem neuen "Familienbonus Plus". Negativ wirkten sich branchenübergreifende Exportrückgänge aus, unter anderem ausgelöst durch die Schwäche der deutschen Autoindustrie, der viele österreichische Firmen zuliefern. Die Investitionen im Bausektor blieben aber unverändert fest, das Bevölkerungswachstum unterstütze die Nachfrage nach Wohnraum.
Exporte steigen leicht
Die Nettoexporte sollen sich 2020 und 2021 leicht positiv entwickeln, so die EU-Kommission am Donnerstag. Es wird eine gewisse Erholung zur zweiten Jahreshälfte 2019 erwartet. Die Verwebung mit der weiterwachsenden CEE-Wirtschaft wirke sich hier positiv für Österreich aus. Gefahren bergen aber Schwächen in der Weltwirtschaft und in der deutschen Ökonomie.
Auf dem Arbeitsmarkt könnte der Höhepunkt überschritten sein, auch wenn die Beschäftigung trotz eines sich abschwächenden Wachstums anstieg. Darauf ließe sich wegen des Rückgangs der offenen Stellen zuletzt schließen, so die Kommission. Die Arbeitslosenquote nach Eurostat-Berechnung dürfte sich bei 4,6 Prozent stabilisieren. Die Löhne sollten leicht steigen.
Die Teuerung wird für heuer bei 1,5 Prozent erwartet. Die starke Inlandsnachfrage sollte den Preisdruck aufrechterhalten. Für die nächsten beiden Jahre wird eine Inflation von 1,6 Prozent erwartet.
Die öffentlichen Finanzen entwickeln sich positiv. Die EU-Kommission rechnet mit einem Überschuss im heurigen Staatshaushalt von 0,4 Prozent. Grund seinen Einnahmen, die über den Erwartungen liegen - vor allem aus der Lohnsteuer dank des starken Beschäftigungswachstums der Jahre 2017 und 2018. Für 2020 erwartet die EU-Kommission einen Haushaltsüberschuss von 0,2 Prozent, der 2021 wieder auf 0,4 Prozent ansteigen soll.
Das Finanzministerium hatte zuletzt geringere Haushaltsüberschüsse erwartet als die EU-Kommission heute. Für 2019 wurde in Wien mit einem Anstieg von 0,3 Prozent gerechnet, für das kommende Jahr ein Minus von 0,1 Prozent. 2021 wurde vom Finanzministerium noch nicht prognostiziert.
Die Staatsverschuldung dürfte laut EU-Kommission jedenfalls weiter sinken: Von 74 Prozent des BIP im Vorjahr auf 69,9 Prozent heuer und 67,2 Prozent 2020.