Nach einer monatelangen Gesprächspause erklärte Vorstandschef Carsten Spohr am Donnerstag ausdrücklich, dass man nun auch wieder das Gespräch mit der Kabinengewerkschaft UFO suche. Ziel sei es, die von UFO angebotene Schlichtung zu vereinbaren.
Bisher hatte der Konzern Gespräche mit dem Argument abgelehnt, dass der UFO-Vorstand nicht vertretungsberechtigt sei. Vorangegangen war am Mittwochabend ein Gespräch mit den konkurrierenden Gewerkschaften Verdi und der neuen "Cabin Union", das von der UFO nicht wahrgenommen worden war. Lufthansa will mit allen drei Gruppen sprechen, die letztlich darum rangeln, wer für die rund 21.000 Flugbegleiter der Kerngesellschaft Lufthansa Tarifverträge abschließen kann.
UFO-Sprecher Nicoley Baublies lehnte einen Kommentar zu dem Vorstoß zunächst ab. Lufthansa habe die Erklärung zuerst an die Medien gegeben, statt auf die UFO zuzugehen. Auch könne das Unternehmen die Schlichtung einseitig anrufen, wie es der 2016 geschlossene Tarifvertrag zur Konfliktlösung vorsehe.
1300 Flüge abgesagt
Der von UFO ausgerufene Streik hat bereits am ersten Streiktag Donnerstag zu zahlreichen Flugausfällen geführt. Der bis Freitag geplante 48-stündige Ausstand begann um Mitternacht, wie ein Sprecher der Gewerkschaft UFO bestätigte. Rund 1.300 Flüge wurden abgesagt, davon 13 von und nach Wien.
Der Konzern strich für Donnerstag bei seiner Hauptmarke Lufthansa rund 700 der weltweit 1.100 geplanten Flüge, so dass an den Drehkreuzen München und Frankfurt viele Maschinen am Boden bleiben und auch ein Großteil der Überseeflüge ausfallen muss. An Flughäfen im In- und Ausland wurden Verbindungen nach Frankfurt und München abgesagt.
Zusammen mit 600 geplanten Stornierungen am Freitag sind der Airline zufolge rund 180.000 Passagiere betroffen. Den Kunden wurden Umbuchungen auf andere Gesellschaften und Tage sowie im innerdeutschen Verkehr auf die Bahn angeboten. Dort war in der Früh sowohl in Hessen als auch deutschlandweit die Verkehrslage normal, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn.
Keine langen Warteschlangen
Auch in den Terminals der Flughäfen Frankfurt und München blieb es ruhig. Es habe keine langen Warteschlangen an den Schaltern gegeben, berichteten Sprecher. "Wir gehen davon aus, dass sich die Passagiere im Vorhinein informiert haben", sagte eine Sprecherin des Flughafenbetreibers Fraport.
Die Flugbegleitergewerkschaft UFO fordert für die rund 21.000 Lufthansa-Flugbegleiter höhere Spesen und Zulagen sowie den besseren Zugang für Saisonkräfte in reguläre Anstellungsverhältnisse. Für die vier anderen Flugbetriebe wurden jeweils separate Forderungen aufgestellt und Urabstimmungen abgehalten.
In dem gesamten Konflikt geht es aber hauptsächlich um die vom Konzern aufgeworfene Frage, ob UFO überhaupt noch Tarifverträge für das Kabinenpersonal durchsetzen kann.
Gewerkschaft kündigt Streik-Ausweitung an
Die Lufthansa war am Mittwoch in zwei Gerichtsinstanzen mit dem Versuch gescheitert, den Streik noch mit juristischen Mitteln zu stoppen. Sowohl das Arbeitsgericht Frankfurt als auch das hessische Landesarbeitsgericht lehnten eine Einstweilige Verfügung gegen den UFO-Streik ab.
Nach Einschätzung der Richter sind die Tarifverträge korrekt gekündigt worden, der Streikbeschluss sei gültig. Angriffe der Lufthansa-Anwälte gegen die kurzfristig geänderte Arbeitskampfordnung der Gewerkschaft lehnten sie ebenfalls ab. Hier handle es sich um interne Regelungen der UFO ohne Außenwirkung.
Die Gewerkschaft UFO hat eine Ausweitung des Arbeitskampfes auf bis zu vier weitere Flugbetriebe mit deutschem Tarifrecht angekündigt. Davon könnten vor allem Eurowings-Flüge betroffen sein. Einzelheiten wollte UFO am Donnerstag nennen.