Kurz nach seinem Amtsantritt im September hatte OeNB-Gouverneur Robert Holzmann ohne das Direktorium seines Hauses einzubinden die Personalchefin gekündigt, einem langjährigen Mitarbeiter die Pension nahegelegt und den Pressesprecher nach Innsbruck versetzen wollen. Alle drei Entscheidungen sind nichtig bzw. unwirksam, sagte Harald Mahrer, Präsident des Aufsichtsorgans der OeNB, am Montag zur APA.
Das war das Ergebnis eines ausführlichen Berichts über die jüngsten Vorgänge in der Nationalbank, der am Donnerstag im Generalrat, dem OeNB-Aufsichtsorgan, besprochen wurde. Zugleich kündigte Mahrer auf Grundlage des Berichts an, dass die Zuständigkeiten im vierköpfigen Direktorium der Nationalbank bis Dezember neu geordnet werden sollen.
Personalagenden werden wandern
Im Direktorium sind neben Gouverneur Holzmann und Eduard Schock (beide von der FPÖ entsandt) Thomas Steiner und Gottfried Haber (beide von der ÖVP entsandt) vertreten. Es gehe um die Verteilung der Zuständigkeiten zwischen den Direktoriumsmitgliedern und um die Zusammenarbeit der Abteilungen untereinander. "Dann kann die OeNB mit einer neuen, optimierten Geschäftseinteilung ab 1.1.2020 durchstarten", so Mahrer. Über mögliche Neuzuteilungen von Aufgaben sagte Mahrer nichts, naheliegend wäre es aber, dass die Personalkompetenzen einem anderen Direktoriumsmitglied zugeteilt werden.
Nationalbank-Personalchefin Susanna Konrad-El Ghazi "hat weder eine gröbliche Verletzung ihrer Dienstpflichten begangen noch ist ihr ein besonders gravierendes einzelnes Fehlverhalten zur Last zu legen", so Mahrer. Ihre Kündigung sei ohnehin unwirksam gewesen, da sie ohne Einbindung des Betriebsrates erfolgte, "das heißt, Frau Konrad ist mit heutigem Tage wieder in ihrer Funktion bestätigt".
Null und nichtig
Auch gegen Hauptabteilungsleiter Stefan Augustin "konnten keine konkreten Vorwürfe bestätigt werden". Er sei daher unverändert weiter für die Hauptabteilung zuständig. Und Pressesprecher Christian Gutlederer, dem eine verschlechternde Versetzung nach Innsbruck angeboten wurde, habe diese sowieso nicht angenommen, "daher ist auch diese Causa ein Nullum".
Der Generalrat habe dem Direktorium nahegelegt, mit allen drei Mitarbeitern Gespräche über die Verbesserung der künftigen Zusammenarbeit zu führen. Das habe er, Mahrer, heute früh auch den Mitarbeitern der Nationalbank kommuniziert. Im Haus habe er dafür sehr viel Zuspruch geerntet, insbesondere von den Belegschaftsvertretern, die "sehr froh und erleichtert sind, dass es wieder ans Arbeiten geht": Wichtig sei, dass die OeNB in der Öffentlichkeit ein Vorbild ist. Sie sei ohnehin lange genug "Projektionsfläche für Proporz, ein geschlossenes System und für Neiddebatten gewesen". Darum sei "die Stilistik" in der öffentlichen Debatte wichtig.
Keine Diskussion mehr
Auf die Frage, ob auch Holzmann die Lage nun so sehe - schließlich hatte er noch vor drei Wochen in der "Pressestunde" in Bezug auf seine Personalentscheidungen betont: "Ich musste so handeln, ich habe richtig gehandelt und ich würde wieder so handeln" - sagte Mahrer heute: "Das ist eine Frage, welche Informationen zu welchen Zeitpunkt vorliegen".
Der Bericht habe eine "vollumfängliche" Information zutage gebracht, und auf dieser Basis "wird die Lage anders eingeschätzt. Diese Einschätzung teilt der gesamte Generalrat, und dieses Ergebnis ist auch allen Direktoriumsmitgliedern zur Kenntnis gebracht worden und das ist jetzt so und an dem gibt es auch nichts herumzudiskutieren".
"Selbstverständlich" sehe es auch der Gouverneur jetzt anders. Holzmann selber war am Vormittag für die APA vorerst nicht erreichbar.