Bei der Versteigerung der neuen 5G-Lizenzen im Frühjahr soll es keine Auflage mehr geben, auch Diskonter auf diesen Frequenzen zuzulassen. Warum?
Klaus Steinmaurer: Diese Diskontanbieter, kurz MVNO, sind wichtig für den Wettbewerb in Österreich. Und inzwischen kämpfen alle Netzbetreiber ein bisschen um sie. Deshalb liegt das Preisniveau, für das MVNO Leistungen von Netzbetreibern kaufen, schon unter der EU-Vorschrift. Man erkennt, dass das für die Netzbetreiber ein nicht unbedeutender Umsatzanteil ist. Deshalb sind wir zum Entschluss gekommen, dass wir eine MVNO-Auflage nicht brauchen. Wir wollen aber in der zweiten Konsultationsphase den MVNO die Möglichkeit zur Stellungnahme geben.
Bei der ersten Frequenzvergabe kamen auch kleinere, lokale Anbieter zum Zug. Ist das auch diesmal geplant?
Nein, das ist eine österreichweite Versteigerung. Es geht hier um flächendeckende Frequenzen, die dazu dienen sollen, dass wir möglichst ganz Österreich mit 5G versorgen, und da passt das mit den regionalen Frequenzen nicht in das Konzept. Mit den großflächigen Frequenzen kann man 5G auf das bestehende Netz bringen. Bei manchen Betreibern muss man nur die Software und eine Steckkarte austauschen. Damit lässt sich schnell und mit wenig Aufwand Flächendeckung sicherstellen.
Wäre es möglich, dass ein neuer Anbieter nach Österreich kommt?
Die Versteigerung ist offen, es kann sich jeder bewerben. Wenn der österreichische Markt für einen Neueinsteiger attraktiv genug ist, um die nötigen Milliardeninvestitionen zu tätigen, und er ein vollständig neues Netz hinstellt, wäre das eine interessante Perspektive. Wir sind für alles offen.
Das Ziel der 5G-Strategie ist eine flächendeckende Versorgung Österreichs bis 2025. Was bedeutet das bei all den Bergen und Wäldern?
Wenn wir bisher von Abdeckung sprachen, war Bevölkerungsabdeckung gemeint. Aber wenn wir 5G ernst nehmen, müssen wir überall dort eine Abdeckung erreichen, wo Menschen sein können, wo sie sich bewegen, wo sie ihre Freizeit verbringen, wo sie von A nach B fahren. Wir nennen das Siedlungsraum, das sind rund 40 Prozent der Fläche Österreichs.
Wie wollen Sie das erreichen?
Ein Punkt sind die Straßen. Hier haben wir Mindestkriterien. Erst kommen die Autobahnen, dann Bundes- und Landesstraßen. Als Nächstes haben wir uns die Versorgung am Land angeschaut, auf Ebene der Katastralgemeinden. Da stellt sich heraus, dass 2100 mäßig bis schlecht versorgt sind. Den Ausbau der 900 am schlechtesten versorgten Orte haben wir als Auflage für die Frequenzen hineingenommen. Betreiber können auch freiwillig weitere Orte mit 5G versorgen und bekommen dafür einen entsprechenden Nachlass. Der Betreiber nimmt beispielsweise 100 bis 200 Ortschaften zusätzlich und erhält dafür einen Rabatt in Millionenhöhe. Wer den Zuschlag für eine Katastralgemeinde bekommt, muss dort ausbauen. Andere Anbieter können sich auf den Masten einmieten. Das ist aber deren Entscheidung.
Das Ziel wäre also die Versorgung all dieser 2100 Ortschaften.
Realistisch wollen wir Möglichkeiten schaffen, dass möglichst viele, die nicht in den Auflagen abgedeckt sind, dann auf diesem Weg abgedeckt werden. Wenn wir es schaffen würden, noch mal 900 dazuzubekommen, haben wir ganz viel erreicht. Aber das ultimative Ziel sind alle.
Österreich steht vor neuen Koalitionsverhandlungen. Welche Maßnahmen bräuchte es eigentlich noch seitens der Politik?
Wer sagt, er will für dieses Land etwas Gutes tun, muss sich auch dazu bekennen, 5G voranzubringen. Um unser Land im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig zu halten und wirtschaftlich noch unabhängiger zu machen, ist es wichtig, dass wir im Bereich von 5G eine Vorreiterrolle einnehmen. Diese Technologie ermöglicht spezielle Anwendungen wie intelligente Verkehrssteuerung. Das ist dann ein Treiber für zusätzliche Investitionen. 5G ist auch die Grundlage für alles, was mit künstlicher Intelligenz zu tun hat. Da geht es noch gar nicht um autonomes Fahren, schon alleine die Möglichkeit der selbstständigen Kommunikation zwischen Autos kann beispielsweise den Fahrer deutlich entlasten.
Immer wieder demonstrieren Menschen gegen 5G, weil sie Gesundheitsrisiken fürchten. Ist 5G gefährlich?
Hier will ich beruhigen. Die Mobilfunkbetreiber müssen bestimmte Grenzwerte einhalten. Das nimmt noch nicht die Ängste. Da helfen nur Fakten und Aufklärung. Und Fakt ist: 5G sind keine „neuen Frequenzen“. 5G sind die gleichen 2100-, 900-, 800-MHz-Frequenzen, die wir bisher für LTE haben. Die werden ebenfalls widmungsfrei für 5G freigegeben. Man hat also die gleiche Strahlung, die wir schon gehabt haben. Man muss aber verstehen, dass hinter der ganzen Angst vor 5G auch andere versteckte Ängste lauern. Ich glaube, die Menschen projizieren hier viel hinein, was mit der Technologie an sich nichts zu tun hat. Mit 5G wird das „Internet of Things“ Realität. Das wird ganze Lebensbereiche betreffen. Da geht es auch um Digitalisierung und die Frage, wie viel Roboter in Zukunft für uns machen werden. All diese Themen schwingen in der Diskussion um 5G mit und wir brauchen hier auch Antworten.
Roman Vilgut