Die von Facebook angekündigte Digitalwährung Libra soll trotz starker Kritik noch im ersten Halbjahr 2020 an den Start gehen. Der Facebook-Manager und neu gewählte Vorstand der Libra Association, David Marcus, hält an diesem Ziel fest: "Ich glaube, dass ambitionierte Zeitpläne hilfreich sind. Sie mobilisieren Leute im Projekt und außerhalb", sagte Marcus dem "Handelsblatt" vom Mittwoch.
Er sei persönlich jedoch überzeugt, dass Libra nicht ohne die Zustimmung der Aufsichtsbehörden an den Start gehen werde.
Die teils heftige Kritik von Banken, Politik und Regulierern sieht David Marcus nach eigener Aussage nicht als Hinderungsgrund. Der Austausch mit den Regulierungsbehörden sei zudem sehr konstruktiv. "Wenn wir all die Kritik bedenken und bei der Entwicklung berücksichtigen, wird das Netzwerk noch besser", sagte der Manager dem "Handelsblatt". Tatsächlich beschleunige die große Aufmerksamkeit den Fortschritt des Projektes: "Statt viele, viele Jahre mit allen möglichen Beteiligten und Betroffenen zu sprechen, können wir jetzt alle Gespräche in kurzer Zeit führen", sagte Marcus.
Facebook verspricht den Nutzern seiner Plattformen, das Einkaufen und Geldüberweisen im Internet werde durch Libra so einfach wie das Versenden einer Textnachricht. Den Plänen zufolge soll die Aufsicht über das Digitalgeld von einer gemeinnützigen Gesellschaft mit Sitz in Genf geführt werden.
In den vergangenen Tagen hatte Facebook allerdings einen herben Rückschlag erlitten: Mehrere Großunternehmen, darunter die Kreditkartenfirmen Visa und Mastercard, die Internet-Handelsplattform eBay und der Online-Bezahldienst Stripe, verließen die Libra Association.
Heftigen Gegenwind gibt es auch von Seiten vieler Regierungen: Sie warnen, Libra könne das internationale Finanzsystem gefährden. Als mögliche Gefahren bei der Einführung einer Kryptowährung vom Typ Libra gelten zudem Lücken im Datenschutz, mangelnder Investorenschutz, Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung.