Fachkräfte werden in der Steiermark händeringend gesucht - nun soll ein internationaler Austausch mit dem Titel "Fachkräfte ohne Grenzen" die Möglichkeiten erweitern. Wirtschaftskammer-Präsident Josef Herk und Spartenobmann Hermann Talowski gaben am Dienstag bekannt, dass im November acht spanische Jugendliche über das Projekt "Talents for Europe" für eine Lehre in die Steiermark kommen werden.
Der Fachkräftemangel gilt laut Herk als "eines der dringendsten Problem der Wirtschaft". Konkret sei u.a. das Elektrotechnikgewerbe betroffen, wo derzeit auf 332 offene Stellen in der Steiermark 301 Bewerber kommen. Der demografischen Entwicklung geschuldet sei zudem zu befürchten, dass im Jahr 2030 der Steiermark rund 50.000 Menschen im Haupterwerbsalter fehlen werden. Um ein Zeichen gegen den Negativtrend zusetzen, sollen nun acht spanische Jugendliche ab November in steirischen Installateur- und Elektrotechnikbetrieben zu arbeiten beginnen.
Jugendliche haben Deutsch auf B1-Niveau
Die Jugendlichen haben bereits in ihrer Heimat Deutsch auf B1-Niveau gelernt und sollen im zweiten Lehrjahr in der Steiermark einsteigen. Sie sollen dabei ihre Ausbildung zu Fachkräften in Österreich beenden und können dann entscheiden, ob sie ihre erworbenen Fähigkeiten weiter in Österreich oder in Spanien unter Beweis stellen. Das Projekt versteht sich laut den Vertretern der Kammer und einer spanischen Delegation als "Win-Win-Situation". Talowski meinte: "In Spanien beträgt die Jugendarbeitslosigkeit rund 34 Prozent, und viele spanische Jugendliche sind bereit, innerhalb der EU ein Bildungs- und Arbeitsangebot anzunehmen."
Jose Gonzalez, Präsident einer kleinen spanischen Unternehmervertretung, sieht darin eine "großartige Chance", dass sich spanische Jugendliche in den technisch fortschrittlicheren österreichischen Unternehmen weiterentwickeln können. Anders als in Österreich werden Fachkräfte in Spanien in einer Schule ausgebildet, wo in nur etwa 20 Prozent der Stunden Praxis vermittelt wird.
Weiters versucht die Kammer in Kooperation mit dem Arbeitsmarktservice (AMS) in der Initiative "2. Anlauf" Lehrstellensuchende zu vermitteln. Die Grundidee sei, Jugendliche, die im ersten Anlauf keine Lehrstelle gefunden haben, direkt anzusprechen und in der Sparte Handwerk und Gewerbe unterzubringen. Derzeit gehen AMS und Wirtschaftskammer davon aus, dass rund 150 bis 200 Jugendliche auf der Suche nach einem zweiten Anlauf seien. Auf sie kommen rund 500 Betriebe, die insgesamt 1.500 offene Stellen für Lehrlinge ausgeschrieben haben. Zudem stehe die Kammer weiter dazu, Asylwerber in Lehre nicht abzuschieben.