Jede und jeder dritte Jobsuchende in der Steiermark ist älter als 50 Jahre. „Ich trete der These, dass sich diese Leute nicht genug anstrengen, einen Arbeitsplatz zu finden, entschieden entgegen“, sagt Doris Kampus (SP), steirische Soziallandesrätin. So viele arbeitslose Menschen in dieser Altersklasse „dürfen wir nicht einfach hinnehmen“, meint die Politikerin, als sie mit Karl-Heinz Snobe, Chef des Arbeitsmarktservice in der Steiermark, am Montag die Initiative „Impulse 50 plus“ vorstellt – die Fortsetzung der „Aktion 20.000“.
Vor knapp zwei Jahren war die Aktion, die auf die Integration älterer Jobsuchender in den Arbeitsmarkt abzielte, ein Politikum. Punziert durch den letzten SP-Kanzler Christian Kern, war die Aussetzung der Initiative eine der ersten Maßnahmen der damals neuen VP/FP-Regierung.
Auch ÖVP stimmte mit
Kurz vor der Wahl beschloss der Nationalrat auf Initiative von SPÖ und FPÖ ein Comeback, aber mit einer wichtigen Änderung. Dass nun nicht nur Arbeitsplätze im öffentlichen Bereich, sondern auch in der Privatwirtschaft förderbar sind, überzeugte auch die ÖVP. Bis zu 50 Millionen Euro werden 2019 und 2020 österreichweit aus dem Budget für die Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen ausgegeben.
Die Arbeitslosigkeit in der Zielgruppe stieg in der Steiermark zuletzt mit plus 6,2 Prozent überdurchschnittlich stark an. Für „Impulse 50 plus“ investieren das AMS 4,5 Millionen und das Land 2,2 Millionen Euro, insgesamt fließen also 6,7 Millionen Euro in der Steiermark. Gefördert werden neue Anstellungsverhältnisse bis zu einem Jahr mit einem Betrag zwischen 66 und 100 Prozent der Lohn- und Lohnnebenkosten.
Das hat die erste Aktion gebracht
Heuer und im kommenden Jahr ist das Programm auf bis zu 300 Personen ausgerichtet, zielt aber vor allem auf jene 268 Steirerinnen und Steirer ab, die nach Auslaufen der ersten Aktion 20.000 im Juni 2019 ohne Job geblieben sind.
Snobe bilanziert diese erste Aktion als „großen Erfolg“. Im März 2018 erreichte sie den Höchststand von 667 Personen im Programm. Geplant waren bis zu 2000 – dass es nicht mehr geworden sind, lag am jähen Aus durch die Politik. Im Juni 2019 waren noch 558 Personen dabei, 52 Prozent behielten den Job auch ohne Förderung.
„In keinem anderen Bundesland ist die Reintegration so gut gelungen“, erklärt Snobe, der jetzt das Potenzial sieht, „in den nächsten Jahren bis zu 10.000 Betroffene zu unterstützen.“
Die Caritas fordert mehr
Vor allem in größeren Betrieben ortet der AMS-Chef bereits ein positives Umdenken, was die Beschäftigung von Menschen über 50 betrifft. „Deutlich benachteiligt ist aber die Gruppe zwischen 55 und 65 Jahren.“
Die Caritas Steiermark begrüßt die Initiative des Landes. Direktor Herbert Beiglböck: „Wir erwarten, dass noch weitere Projekte in diesem Sinne folgen. Es wird immer Menschen geben, die Schwierigkeiten dabei haben, in der regulären Arbeitswelt Fuß zu fassen.“
Kampus kündigt weiters den Ausbau von Stiftungen an, der Fokus liegt auf der Qualifizierung von Frauen. Dafür will das Ressort 2020 1,6 Millionen Euro in einem Fonds zur Verfügung stellen. Die Weiterbildung von Frauen soll individuell mit bis zu 3000 Euro gefördert werden.