Seit Tagen beherrscht er die Schlagzeilen, auch die Verabschiedung des langjährigen Notenbankchefs Ewald Nowotny stand im Schatten der eher brachialen Methoden, mit denen Nachfolger Robert Holzmann Mitarbeiter, die offenbar nicht spurten, hinauswerfen wollte. Nur einen Tag nachdem die prominenten Redner bei der Abschiedsfeier Holzmann durch die Blume mehr oder weniger indirekt zu rücksichtsvollerem Verhalten aufgefordert hatten, lieferte er am Mittwochabend seine Sicht der Dinge.
„Für die Wolken habe ich mich entschuldigt“, so Holzmann, „aber ich werde wieder entsprechend agieren, wenn sich die Notwendigkeit ergibt.“ Vielleicht hätte er es auch gerne bei dem Statement belassen, „dass es einen Sachverhalt gab, den ich in bestimmter Weise lösen musste“. Nur, dafür ist die Causa prima wohl doch zu heiß, als dass sich eineinhalb Stunden um den Brei herumreden ließe.
"Ich bin kein Rambo"
Ob er ein Rambo sei? „Nein, ein Rambo bin ich nicht, aber ich bin ein Steirer“, versucht Holzmann seinen neuen Stil zu beschreiben. „Ich bin jemand, der Dinge anspricht und ich habe Aufgaben.“ Es sei aus seiner Sicht völlig normal, einen Pressesprecher zu tauschen und sich einen eigenen zu suchen. Ebenso verteidigte er, Mitarbeiter in einem bestimmten Alter um einen Pensionsantritt zu ersuchen. Auch eine Kündigung sei nichts Unnormales, „wenn es die Umstände erfordern“.
Dass er die Personalchefin Susanna Konrad-El Ghazi am Freitagnachmittag allerdings vom Sicherheitsdienst hinauseskortieren ließ, ohne dass sie noch einmal in ihr Büro durfte, versteht Holzmann weniger als „rustikal-amerikanischen Ansatz“, wie es Hubert Patterer formulierte, sondern lediglich konform mit gängigen Compliance-Regelungen. Auch einen Image-Schaden für die Nationalbank erkenne er nicht, schließlich habe nicht er die Verschwiegenheitspflicht verletzt. An die Öffentlichkeit seien andere gegangen.
Dass die so rabiat und nach letztem Stand auch unrechtmäßig an die Luft gesetzte Susanna Konrad-El Ghazi die Tochter Christian Konrads, des einst mächtigsten Bankfunktionärs Österreichs, ist, war Holzmann bewusst. Er habe sich allerdings mit Frontalangriffen konfrontiert gesehen. „Das war vielleicht ein Versuch, mich zu schrecken, mich zur Rückkehr zu bewegen, was nicht der Fall sein wird“, sagt er. Aus seiner Sicht war der Schritt Notwehr.
Hinter den Konflikten stehen umfangreiche Strukturänderungen, die Holzmann plant. Ein Schwerpunkt ist das Personalmanagement, wo künftig geprüft werden soll, „wie komme ich unabhängig von politischer Orientierung hinein, wie wird eine Tätigkeit bewertet, wie läuft eine Bonusvergabe. Das sind alles Dinge, wo ich große Erfahrung habe.“
In die einsamen Personalentscheidungen war nur Direktoriumsmitglied Eduard Schock eingeweiht – ebenfalls auf einem FPÖ-Ticket für die nächsten sechs Jahre in der OeNB.
Die beiden ÖVP-Mitglieder Gottfried Haber und Thomas Steiner waren außen vor. Holzmann: „Ich wollte sie schützen.“ Zu seinem Verhältnis zur FPÖ befragt, erzählt der Gouverneur etwa: „In einem internen Euroseminar ist es mir gelungen, HC Strache zum Euro zu bekehren. Ein solches Seminar hätte ich aber auch bei einer anderen Partei abgehalten.“ Die aktuelle Entwicklung in der FPÖ sehe er „mit einiger Sorge und zum Teil Verärgerung“.
Wie einsam er sich nun ohne politische Schutzmacht fühle, fragt Patterer den 70-jährigen gebürtigen Leobener. „Gar nicht. Ich bin gewohnt, mich selbst zu verteidigen.“ Seine internationale Karriere, die ihn bis zur Weltbank und an Universitäten rund um den Globus führte, habe er sich selbst erarbeitet. Sich einer Partei verpflichtet zu fühlen, „so etwas kommt mir nicht in den Sinn“.
In der Politik, egal welche Koalition komme, müsse die Klimafrage eine große Rolle spielen. Als Mitglied des EZB-Rates dürfte er auch noch oft von sich hören lassen. Da will er Front gegen die Vermögen vernichtende Nullzinspolitik machen.
Claudia Haase