Russland hat am Freitag einen Haftbefehl gegen den in Österreich lebenden Gründer des Autohauses Rolf und ehemaligen russischen Abgeordnete Sergej Petrow ausgestellt. Er hoffe, dass Österreich ihn nicht ausliefern werde, erklärte der Kreml-Kritiker gegenüber der Nachrichtenagentur Interfax und der Zeitung "The Moscow Times".
Die russische Behörden beschuldigen Petrow und seine Manager, 2014 umgerechnet 55 Millionen Euro aus Russland an eine in Zypern registrierte Firma unter Verwendung gefälschter Dokumente transferiert zu haben. Laut Interfax wurde Petrows Name auf eine internationale Fahndungsliste gesetzt.
"Ich habe den internationalen Haftbefehl erwartet. Aber ich bin zuversichtlich, dass Österreich seine eigenen Staatsbürger nicht ausliefert", sagte Petrow in einem Telefongespräch mit der unabhängigen Zeitung "The Moscow Times". Der Unternehmer hat erst kürzlich die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten, seinen russischen Pass aber behalten.
Anwalt sieht politische Motivation
Petrow vermutet, dass sein Eintreten für "politische Pluralität" der Grund für die Anschuldigungen seitens der russischen Behörden seien. Das Klima in Russland sei derart, dass jeder fälschlicherweise krimineller Handlungen beschuldigt werden könne.
"Die Geheimdienste müssen zeigen, dass sie aktiv sind und hart arbeiten. Sie jagen die, von denen sie wissen, dass sie dem Kreml gegenüber nicht loyal sind", meinte Petrow. Als Duma-Abgeordneter unterstützte er Protestkundgebungen gegen Präsident Wladimir Putin. Bei der Abstimmung über die Krim-Annexion enthielt er sich der Stimme.
Auch der Anwalt Petrows, Alexander Makarow, hält das Vorgehen der Moskauer Justiz für politisch motiviert. Petrow nimmt laut "The Moscow Times" auf der Forbes-Liste der 200 reichsten Russen Platz 114 ein, sein Vermögen wird auf rund 900 Millionen Dollar geschätzt.