Huawei baut unter dem Druck von US-Sanktionen die Auswahl von Chips aus eigener Entwicklung aus. Auf der Technik-Messe IFA in Berlin stellte der chinesische Konzern nicht nur einen Smartphone-Prozessor mit eingebautem Modem für den superschnellen 5G-Datenfunk vor, sondern auch einen kleinen Chip für die Anbindung von tragbaren Geräten wie Ohrhörer oder Computer-Uhren.
Ein erstes Gerät damit sind die Bluetooth-Ohrhörer FreeBuds 3, die äußerlich stärker an die populären AirPods von Apple anlehnen als Modelle anderer Anbieter.
Im Gegensatz zu den AirPods können die Huawei-Ohrhörer aber Umgebungsgeräusche herausfiltern. Von Apple erwarten Analysten die Funktion erst im kommenden Jahr. Huawei betont auch, dass die Bluetooth-Verbindung der FreeBuds einen deutlich höheren Datendurchsatz als Konkurrenz-Modelle - und damit auch eine bessere Soundqualität bei hochwertigen Musikdateien ermöglichen.
Schwarze Liste
Auch beim Smartphone-Prozessor Kirin 990 erklärt Huawei, dass er schneller und effizienter als zum Beispiel Qualcomms Top-Modell Snapdragon 855 sei. Dazu trage unter anderem die Integration des 5G-Modems direkt ins Chipsystem bei. Bei den Huawei-Konkurrenten Samsung und Qualcomm sind der Hauptchip (CPU) und das Datenmodem noch in zwei Gehäusen untergebracht.
Huawei droht der Verlust des Zugangs zu westlicher Technologie, weil die US-Regierung den Konzern unter Verweis auf Sicherheitsbedenken auf eine schwarze Liste gesetzt hat. Damit dürfen US-Unternehmen nur mit einer speziellen Erlaubnis Geschäfte mit Huawei machen. Das sorgt bereits dafür, dass das nächste Top-Smartphone von Huawei nur ohne vorinstallierte Google-Dienste auf den Markt kommen kann. Aber auch Firmen aus anderen Ländern, die Geschäft in den USA haben, könnten durch die Sanktionen gezwungen sein, nicht mehr an Huawei zu liefern. Dazu könnte auch der britische Chipentwickler ARM gehören, auf dessen Architektur die Chips in praktisch allen heutigen Smartphones basieren, auch die Kirin-Serie von Huawei.