Die Übernahme des angeschlagenen britischen Touristikkonzerns Thomas Cook durch den chinesischen Mischkonzern Fosun kommt schneller voran als geplant. Thomas Cook berichtete am Mittwoch in London über eine grundsätzliche Einigung mit dem Großaktionär Fosun, den kreditgebenden Banken und wesentlichen Gläubigern.
Danach sollen in das Unternehmen 900 Millionen britische Pfund (995 Millionen Euro) frisches Kapital fließen, die Hälfte davon von Fosun. Die Anteile der bisherigen Aktionäre würden deutlich entwertet, weil die bisher aufgelaufenen Schulden in Eigenkapital gewandelt werden sollen. An der Londoner Börse sackten die Thomas-Cook-Aktien am Vormittag um 15 Prozent ab.
Konzern soll aufgespalten werden
In Österreich ist Fosun seit Frühjahr 2018 Mehrheitseigner des börsennotierten Vorarlberger Strumpf- und Wäschekonzerns Wolford.
Der TUI-Konkurrent würde bei einem Abschluss aufgespalten in das Veranstaltergeschäft mit der deutschen Marke Neckermann und in die Airlinesparte, zu der auch der deutsche Ferienflieger Condor gehört. An dem Veranstalter mit der Weltmarke Thomas Cook soll Fosun mit 75 Prozent die Mehrheit übernehmen und bei der Fluggesellschaft nur 25 Prozent halten. So blieben die europäischen Flugrechte erhalten. Bei der Fluggesellschaft hätten nach dem Plan die Finanzhäuser das Sagen. Die Fosun-Gruppe hielt bereits vor dem Deal rund 18 Prozent an dem Reisekonzern.
Ursprünglich war nur eine Finanzspritze von 750 Millionen Pfund vorgesehen. Auch kommt das Geschäft schneller voran als zunächst geplant und soll nun bereits Anfang Oktober abgeschlossen werden. Es stehen noch wettbewerbsrechtliche Prüfungen und umfangreiche Vertragsverhandlungen aus. Ursprünglich hatte Thomas-Cook-Chef Peter Fankhauser das Jahresende als Zielmarke genannt.
Was mit dem frischen Geld passiert
Die im Februar verkündeten Verkaufspläne für die Airline-Sparte hatte Thomas Cook auf Eis gelegt. Von rund 9.000 Beschäftigten der Thomas-Cook-Airlines arbeiten etwa 4.000 bei der deutschen Gesellschaft Condor mit Hauptsitz in Frankfurt. Die Fluggesellschaften haben zusammen gut 100 Flugzeuge in Deutschland, Großbritannien, Spanien und Skandinavien stationiert und arbeiten seit Jahren im Konzern vergleichsweise eigenständig und profitabel. Eine noch größere Eigenständigkeit könne möglicherweise neue Optionen zur Weiterentwicklung bringen, hieß es am Mittwoch in Unternehmens-Kreisen.
Das frische Geld soll Thomas Cook ausreichenden Spielraum für das Winterhalbjahr 2019/2020 liefern und Investitionen beispielsweise in Hotels ermöglichen. Thomas-Cook-Chef Peter Fankhauser hatte den im Juli angekündigten Deal zu Lasten der Alt-Eigner als "pragmatische und verantwortliche Lösung" bezeichnet, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern. Es seien grundsätzlich gute Nachrichten für die Beschäftigten, die Kunden und die Zulieferer des Unternehmens. Nach Fankhausers Darstellung hatte vor allem die hohe Schuldenlast das Geschäft erschwert.