Die neue Welthandels(un)ordnung ist großes Thema bei den Wirtschaftsgesprächen des heurigen Forum Alpbach, die am Dienstag eröffnet worden sind. Ex-Voest-Chef und nunmehriges Aufsichtsmitglied Wolfgang Eder sagte bei einer Diskussion zum Thema, dass das Weltwirtschaftssystem adaptiert werden müsse. Es sei in manchen Bereichen für die kommenden Generationen obsolet geworden, sagte Eder.
"Wir müssen uns Gedanken über die neuen Herausforderungen machen, die bisher nicht Teil des Systems waren", forderte der Manager. "Wir müssen uns überlegen, wie wir Emissionen reduzieren, das Leben sicherer gestalten bezogen auf die negativen Umweltauswirkungen wie etwa Plastik." Eder sprach sich für eine Anpassung des Systems aus, das sich auch sehr bewährt habe, keine Disruption.
Guter Freihandel
Die voestalpine sei Teil eines großen Systems, als Konzern, als Industrie und sei auch ein Teil der Gesellschaft, der Politik, des Wirtschaftssystems, sagte Eder. Der Freihandel habe die Lebensbedingungen der Menschen weltweit verbessert, nie habe es etwa weniger Hunger auf der Erde gegeben als jetzt. Es gebe auch immer mehr gebildete Menschen. Es gebe Arbeit von der die Menschen leben könnten, strich der voest-Mann Vorteile des bisherigen Systems hervor.
Eder sprach sich für ein weltweites Wirtschaftssystem aus. Ansonsten gerate vor allem CO2-intensive Industrie in Europa unter immer stärkeren Druck aus anderen Regionen der Welt wie unter anderem China.
Kritik an WTO
Cathryn Clüver Ashbrook von der Harvard Universität forderte "eine Geschichte für den demokratischen Handel, denn derzeit werden die Gräben vergrößert". Arancha Gonzales, Chefin des International Trade Center mit Sitz in Genf deutete an, dass vieles durcheinandergeraten sei. So stimmten viele Grundsätze der Welthandelsorganisation WTO inzwischen nicht mehr mit der Realität überein. Auf der Welt schaue es so aus, dass Handel momentan keine Win-win-Situation bedeute. Fred Hochberg, Ex-Direktor der Export-Import Bank der USA, sagte, dass jede Entwicklung immer wieder Korrekturen benötige. "Verlierer im Handel werden gerne vergessen, es wird meistens nur über die Gewinner gesprochen."
Eröffnet wurden die Wirtschaftsgespräche des Europäischen Forums Alpbach mit einer Performance der Wiener Choreografin Christine Gaigg. Unter dem Generalthema "Freiheit und Sicherheit" wird sich die dreitägige Tagung unter anderem mit der Unordnung des globalen Handels, dem Digitalzeitalter und Umweltthemen auseinandersetzen.
Oftmals werde von öffentlichen Stellen Freiheit für Sicherheit geopfert, sagte Forum-Vizepräsident Claus Raidl bei der Eröffnung der Wirtschaftsgespräche im Tiroler Bergdorf Alpbach. Die heutige Kunstperformance sei ein guter "Eintrittspunkt", für Menschen gewesen, die in Zahlen und Statistiken denken, so Raidl.