Als Sie 2015 Hanlo aus der Insolvenz geholt haben, war das überraschend. Sie hatten keine Erfahrung in der Fertigteilhausbranche. Warum haben Sie gekauft?
Matthias Calice: Mein Geschäft ist es, Unternehmen zu identifizieren, die etwas haben, das gut ist, aber in Schwierigkeiten geraten sind. Dieses Asset in der Fertighausindustrie bei Hanlo und bei Elk waren die beiden Marken und ein stabiler Markt, bei dem der Einstieg für neue Teilnehmer praktisch unmöglich ist. Deshalb war Hanlo für uns interessant, schon mit dem Ziel, eine größere Position im Markt zu besetzen. Und so kam ein Jahr später die Chance, Elk zu übernehmen und eine Gruppe zu schaffen, die dreimal so groß ist wie der nächste Wettbewerber, 160 Millionen Euro Umsatz macht und 1200 Mitarbeiter hat. Wir haben Aufträge für 1000 Häuser.
2015 lag der Markt für Fertigteilhäuser darnieder. Wie sieht es heute aus?
Es gab eine Bereinigung. Jetzt sind größere und kompetente Firmen im Markt tätig. Diese können in Produktentwicklung investieren und sind für Kunden ein Garant dafür, dass das bestellte Haus verlässlich kommt, aufgestellt wird und qualitativ einwandfrei ist. Weniger als ein Prozent unserer Kunden haben Beschwerden und große Unternehmen wie die Elk-Gruppe sind nach der Fertigstellung auch noch da, um solche Themen zu regeln.
Wie entwickelt sich der Markt?
In Österreich stabil. Ungefähr ein Drittel der Einfamilienhäuser sind Fertigteilhäuser. Nach fast 60 Jahren Entwicklung ist so ein Haus qualitativ um einiges besser als viele traditionell gebaute Häuser. Die meisten Kunden bestellen belags- oder schlüsselfertig. Das Ausbauhaus, in dem der Kunde die Hälfte selber macht, hat stark abgenommen. Wir sind auch in Deutschland tätig, dort steigt der Anteil der Fertighäuser.
Sind Elk und Hanlo für Sie ein Langzeit-Investment oder werden Sie irgendwann verkaufen?
Ich kann mir gut vorstellen, dass man das Unternehmen langfristig weiterentwickeln kann. Wir, Gampen Holding, investieren unser Geld und haben ein Produkt, das technisch richtig gut ist. Mit der Erfahrung aus 10.000 Grundrissen haben wir viel in Design investiert. Wir haben sehr ansprechende Häuser und bieten eine Bestpreisgarantie. Da wir groß sind, können wir Einkaufsvorteile, Prozessvorteile, die industriellen Aspekte unserer Fertigung an unsere Kunden weitergeben. Ein Beispiel ist unsere neue Elk Design Edition 135 um 229.000 Euro, schlüsselfertig. Das schafft kein Wettbewerber. Ein weiterer interessanter Markt sind Bauträger. Hier verkaufen wir nicht an Endkunden, sondern an Unternehmen. Wir bieten einen fixen Preis und sehr schnelle Lieferzeiten. Das geht, weil wir die Häuser in der Fabrik bauen unter immer gleichbleibenden Bedingungen. So passieren kaum Fehler.
Ihre Marken sind unterschiedlich positioniert. Was ist der Kern der jeweiligen Marke?
Elk ist die Marke für die gute Mitte. Wir bieten ein hohes Preis/Leistungs-Verhältnis mit stärker werdendem ästhetischen Designanspruch. Zenker ist die Premiummarke. Zenker-Häuser haben eine bessere Ausstattung, Holz-Alu-Fenster, höhere Räume, sind etwas größer. Mit Hanlo wollen wir stärker in den Vertrieb über das Internet gehen. Es wird bei Hanlo möglich sein, das Haus direkter über das Internet zu kaufen.
Ein Online-Shop für Häuser?
Das wird anfänglich eine kleine Nische sein. Aber auch das ist ein Bereich, wo wir als Marktführer hinschauen müssen. Wo geht die Reise hin? Online wird einen höheren Stellenwert bekommen. Ab kommendem Jahr werden wir eine konfigurierbare Hausserie zur Verfügung stellen. Kunden können sich ihr Haus nach den eigenen Vorstellungen zusammenbauen.
Ein wichtiges Thema im Hausbau ist die Klimabilanz. Ab 2022 gelten hier strenge EU-Vorschriften. Wie stehen Sie dazu?
Unsere Häuser erfüllen längst diesen Standard. Unser durchschnittliches Haus hat einen Warmwasser und Heizkostenaufwand von 40 Euro im Monat, das ist wirklich nicht viel. Das geht, weil die Häuser energetisch perfekt gebaut sind. Außerdem werden für jedes unserer Häuser 30 Kubikmeter Holz verwendet, das bindet CO2. Und wir haben auch Häuser, die ökologisch gedämmt sind. Das ist dann ein komplett klimaneutrales Produkt.
Die Politik will bei Neubauten eine Verpflichtung zu Fotovoltaik. Eine gute Idee?
Fotovoltaik ist sicher ein Thema, da geht es auch um Förderungen. Wobei die Gebäudedämmung und die Art der Errichtung des Gebäudes ein wesentlich größerer Hebel sind.
Die Konjunktur flacht ab. Die Baukonjunktur folgt dem Trend üblicherweise. Wie ist die Elk-Gruppe für eine Phase schwächeren Wachstums gerüstet?
Konjunktur ist zyklisch und irgendwann geht das Wachstum auch zurück. Wenn die Konjunktur abflaut, muss die Branche sich wappnen. Wir sehen ungefähr sechs bis acht Monate nach vorn. So lange braucht es von einem Auftragseingang, bis das Haus geliefert wird. Das gibt uns genug Zeit, im Fall des Falles zu reagieren. Aber noch sehen wir nichts.
Natürlich kommen niedrige Zinsen Ihnen dabei entgegen.
Die Zinsen sind niedrig, die Finanzierungen attraktiv. Man darf aber nicht vergessen, dass dadurch die Grundstücke teuer sind. Unser durchschnittliches Haus kostet rund 220.000 Euro, das Projekt zwischen 350.000 und 400.000 Euro. Das ist viel Geld, aber das Haus ist nur ein Teil. Dazu kommen Nebenkosten, Aufschließkosten, die Grundstückskosten. Wenn Zinsen steigen würden, bedeutet das auch, dass die wirtschaftliche Aktivität und die Kaufkraft steigen. Ich glaube daher, dass moderat steigende Zinsen als Zeichen einer stärker wachsenden europäischen Wirtschaft gar nicht so schlecht wären. Ich sehe das zurzeit aber nicht.
Roman Vilgut