Irland droht mit einer Blockade des EU-Handelsabkommens mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten, wenn Brasilien den Regenwald am Amazonas nicht besser schützt. Ministerpräsident Leo Varadkar sei sehr besorgt über das rekordträchtige Ausmaß der Regenwald-Zerstörung, berichtete der "Irish Independent" unter Berufung auf Aussagen des Regierungschefs am Freitag.
"Irland wird keinesfalls für das EU-Mercosur-Freihandelsabkommen stimmen, falls Brasilien seinen Umweltschutzverpflichtungen nicht nachkommt", wird Varadkar in dem Blatt zitiert.
Brände als Thema bei G-7
Auch Frankreich wird das Handelsabkommen der EU mit dem südamerikanischen Wirtschaftsblock Mercosur blockieren. Präsident Emmanuel Macron sei zu dem Schluss gekommen, dass der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro ihn über seine Umweltschutz-Absichten "belogen" habe, sagte ein hochrangiger Mitarbeiter Macrons am Freitag.
"Unter diesen Umständen lehnt Frankreich das Mercosur-Abkommen in seiner jetzigen Form ab", hieß es.
Damit verschärft sich der Ton zwischen Frankreich und Brasilien vor dem G-7-Gipfel im südfranzösischen Biarritz, der am Samstag beginnt. Macron will die schweren Waldbrände im Amazonasgebiet dort zum Thema machen, auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) unterstützt dies. Bolsonaro, der nicht an dem Gipfel teilnimmt, wirft Macron deshalb Einmischung in innere Angelegenheiten und eine "kolonialistische Mentalität" vor.
Die Regierung in Paris sieht das Mercosur-Abkommen bereits länger kritisch. Sie hatte sich Anfang Juli gegen eine rasche Ratifizierung des mit der EU ausgehandelten Vertrags ausgesprochen und zusätzliche "Garantien" etwa für den Schutz des Amazonas-Regenwaldes verlangt. Sie will daneben auch französische Rinderzüchter schützen, die Billigimporte von Fleisch aus Südamerika fürchten.
Ermittlungen
Brasilianische Staatsanwälte wollen wegen der Brände Ermittlungen einleiten. Angesichts der zunehmenden Zerstörung des Urwaldes gehe es darum zu untersuchen, ob der Umweltschutz vernachlässigt worden sei, teilte die Strafverfolgungsbehörde mit. Weltweit kritisieren Umweltschützer die Abholzung des Regenwalds, der auch als "Lunge der Welt" bezeichnet wird.
Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro hat wiederholt erklärt, dafür eintreten zu wollen, das Amazonasbecken wirtschaftlich zu erschließen und Bergbau, Landwirtschaft und Holzeinschlag zu ermöglichen. Eine internationale Einmischung hat er sich verbeten. Nach rund 20-jährigen Beratungen hatte die EU Ende Juni ein Freihandelsabkommen mit dem südamerikanischen Wirtschaftsblock Mercosur vereinbart, dem neben Brasilien auch Argentinien, Paraguay und Uruguay angehören.