Online-Studien oder MOOCs, also weltweit verfügbare und teils kostenlose Internetvorlesungen, sind mittlerweile weit verbreitet. Die Arizona State University (ASU) will mit ihrer Initiative EdPlus Online-Studenten ein "wirklich personalisiertes Angebot" machen und setzt ganz auf Hightech, schildert Manfred Laubichler von der ASU im Vorfeld eines heutigen Plenums beim Forum Alpbach der APA.
In Zeiten horrender Studiengebühren an den US-Unis und geringer Erfolgsquoten von College-Studenten verspricht die ASU, eine der größten Hochschulen der USA, per Werbevideo "digitale Bildung für die Massen statt Bildung als Massenware". Dafür wurden viele neue Abschlüsse entwickelt und die Kombination verschiedener Kurse ermöglicht, so Laubichler, der an der ASU das Zentrum für biosoziale komplexe Systeme leitet, im schriftlichen Interview.
Immer mehr Programme sind vollständig online, 2018 gab es bereits mehr als 41.000 Studenten und 7.000 Absolventen in 170 Studien. Das Spezielle an ASU Online: Jeder Student bekommt einen Einschreibungs-, einen Finanz- und einen akademischen Berater sowie einen Erfolgstrainer. Auf den Zertifikaten wird nicht einmal ausgewiesen, dass das Studium ausschließlich online absolviert wurde.
Für Studenten, die sonst nur schwer an die Uni kommen könnten, gibt es mit der Freshman Academy eigene kostenlose Uni-Vorbereitungskurse. Beweisen sich die Teilnehmer, können sie die Kurse gegen Bares anrechnen lassen.
Völlig neue Möglichkeiten sieht Laubichler durch digitale Technologien auch für die berufliche Weiterbildung. Man könne nicht mehr davon ausgehen, dass man mit einem Bachelor oder Master ausgelernt habe. Die neue Idee sei die eines lebenslangen Portfolios, das alle Bildungsaktivitäten beinhaltet. "Unis werden sich darauf einstellen müssen. Daher ist das ein neues integrales Feld der ASU", so der Biologe, Komplexitätsforscher und Wissenschaftshistoriker. Auch beim Präsenzstudium am Campus setzt die ASU auf Hightech in Form von sogenannten Hybrid-Kurse, bei denen die normale Lehre durch Technologien unterstützt wird.
"Innerhalb der Kurse gibt es dann sogenanntes 'adaptive learning', das den Studenten individuelles Feedback gibt." Auf EdPlus kommen laut Laubichler mehr als 150 neue Technologien zum Einsatz, die ständig evaluiert und verbessert würden, um die richtigen Inhalte und Techniken zusammenzuführen. Wichtiger Faktor sind dabei Überwachung des Lernfortschritts und Beratung der Studenten. "MOOCs sind hier viel passiver auf die Transmission von Inhalten ausgerichtet", betont Laubichler.
Eine der neuen Entwicklungen von EdPlus sind digitale Laborübungen, bei denen etwa Experimente am Computer simuliert werden oder Studenten unter Online-Anleitung zu Hause Versuche durchführen. "Dies ist ein sich rasch veränderndes Gebiet mit noch vielen Experimenten. In einigen Bereichen funktioniert es schon ganz gut."
Mit dem "Action Lab" gibt es außerdem ein eigenes Programm, in dem mit Methoden der Künstlichen Intelligenz die Studienprogramme und Erfolgsquoten der Studenten verbessert werden sollen. Dafür werden unter der großen Zahl an Studenten Muster identifiziert, wo es Schwierigkeiten bei der Aufnahme bestimmten Wissens gibt, und die Programme dann gezielt verbessert. "Das ermöglicht dann individuelles adaptives Lernen."