37 Monate lang konnte das AMS Steiermark jeden Monat einen Rückgang der Arbeitslosenzahlen verkünden. Und auch von Jänner bis Juni 2019 kann die Steiermark mit guten Zahlen glänzen. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2018 sank die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer um 6,9 Prozent. Gleichzeitig stiegen die offenen Stellen um 15,6 Prozent.
Doch im Juli kam die Trendwende, das AMS verzeichnete acht Arbeitslose mehr als im Vorjahr. „Unsere Prognosen deuteten schon länger daraufhin, dass die Arbeitslosigkeit wieder steigen wird“, sagt AMS-Steiermark-Geschäftsführer Karl-Heinz Snobe. „Allerdings war ich überrascht, dass die Wende so schnell gekommen ist.“ Auch für die kommenden Monate rechnet der AMS-Chef aufgrund der weltweit schwächeren Konjunktur mit einer weiterhin steigenden Arbeitslosigkeit.
Am härtesten werde das jene Gruppen treffen, die es am Arbeitsmarkt immer schwer haben: gesundheitlich eingeschränkte Personen, Über-50-Jährige und Menschen mit schlechter Qualifikation. Ein Umstand, der Soziallandesrätin Doris Kampus auf den Plan ruft. „Diese Menschen auch in Zukunft über Zeiten einer schwächer werdenden Konjunktur zu begleiten, ist das Gebot der Stunde.“ Rund 37 Millionen Euro investieren das Land Steiermark und das AMS 2019 in die Arbeitsmarktpolitik. „Für kommendes Jahr konnten wir das Budget sogar erhöhen“, sagt Kampus. Einen Fokus möchte die Landesrätin auf Frauen setzen. „Vor allem Alleinerzieherinnen, die ihre Zeit nicht flexibel einteilen können, haben es am Arbeitsmarkt schwer.“
Aktion 20.000 verlängern
Bei den älteren Arbeitnehmern richtet Kampus einen Appell an den Nationalrat, die aktuelle Phase der freien Kräfte doch zu nutzen, um die Aktion 20.000 zu verlängern. Alleine in der Steiermark gibt es rund 300 Teilnehmer, die nach dem Auslaufen der Aktion wieder beim AMS landen. „Sollte der Bund hier nicht aktiv werden, machen wir zusammen mit dem AMS etwas eigenes in der Steiermark“, sagt die Landesrätin. Rund 2,1 Millionen Euro würde das für die 300 Betroffenen kosten. Abzüglich der Einsparungen beim AMS sind das pro Kopf rund 7000 Euro.
Nicht vergessen dürfe man, wirft Snobe ein, dass es heute nicht mehr so einfach möglich ist, in Frühpension zu gehen. „Ein 55-jähriger Mann muss heute noch zehn Jahre arbeiten, bis er in Pension gehen kann.“ Tatsächlich hatten von den gesamt 10.544 Arbeitslosen jenseits der 50 Jahre bereits zwei Drittel ihren 55. Geburtstag.
Auch der Anstieg der Arbeitslosigkeit betrifft vorerst vor allem diese Gruppe. Gesamt stieg die Zahl der Über-50-jährigen Arbeitslosen im Jahresabstand um 4,8 Prozent. Doch in der Gruppe der 50- bis 54-Jährigen betrug das Plus lediglich 0,4 Prozent.
Roman Vilgut