Das Angebot für Osram ist draußen. Die deutsche Börsenaufsicht Bafin wird es bis 5. September genehmigen. Warum ist das Datum so wichtig?

Michael Wachsler-Markowitsch: Am 5. September endet die Angebotsfrist der beiden Finanzinvestoren, die an Osram Interesse gezeigt und 35 Euro pro Aktie geboten haben. Und um in diesem Prozess hineinzukommen, muss die Bafin vor Ablauf der Frist grünes Licht erteilen. Wenn die Frist endet und gegebenenfalls genug Osram-Aktionäre ihre Anteile an die Investoren andienen, dann kämen wir zu spät mit unserem Angebot.

Dennoch könnten bis 5. September Aktionäre ihre Aktien an Bain und Carlyle abgeben?

Der Bafin-Prozess wird vor dem 5. September abgeschlossen sein. Dann verlängert sich die Angebotsfrist automatisch um vier Wochen. Somit gibt es zwei konkurrierende Angebote, die sich aus Sicht der Aktionäre von Osram nur im Preis unterscheiden. Und niemand wird etwas, das er besitzt um 35 Euro verkaufen, wenn er auch 38,5 Euro dafür bekommen kann.

Möglicherweise legen Bain und Carlyle nach. Kann die ams AG darauf reagieren?

Wir glauben, wir haben ein sehr überzeugendes Angebot am Tisch liegen. Nicht nur für Aktionäre von Osram, die die Entscheidung in diesem Prozess treffen, sondern auch für die Mitarbeiter von Osram und unsere gemeinsamen Kunden.

Sie wollen 70 Prozent der Aktien. Wären 51 Prozent, die einfachen Mehrheit, auch genug?

Wir sind überzeugt, dass diese 70-Prozent-Hürde überschreiten werden. Die 51 Prozent wären für uns nicht ausreichend. Man braucht 75 Prozent der anwesenden Stimmen in einer Hauptversammlung, um einen Beherrschungsvertrag zu beschließen. Dieser ist erforderlich, um aus zwei Unternehmen eines zu machen, das auf seinem Gebiet Weltmarktführer wäre und eine prosperierende Zukunft vor sich hätte.

Der Aufsichtsrat der Osram ist zur Hälfte mit Belegschaftsvertretern besetzt. Die fürchten Jobabbau in Deutschland. Wie können Sie Kritiker überzeugen?

Am überzeugendsten ist die Geschichte der ams AG. Wir sind seit 1981 am Standort Premstätten mit einer Fertigung tätig. Wir haben über die vergangenen 38 Jahre gezeigt, wie man erfolgreich eine Produktion im Herzen Europas betreibt. Wir wollen die Fertigung in Regensburg ausbauen und in Deutschland sogar Arbeitsplätze schaffen. Netto, muss ich dazu sagen. Natürlich bedarf es einer gewissen Optimierung, wenn zwei Unternehmen zusammengehen.

Auch Vertreter der Gewerkschaft IG Metall sitzen im Aufsichtsrat bei Osram. Hätte diese Gewerkschaft nach der Übernahme auch einen Platz im ams-Aufsichtsrat?

Wir sind und bleiben ein österreichisches Unternehmen mit dem Headquarter in Österreich. Das bedeutet, es sind auch die österreichischen Regularien und Gesetze anzuwenden. Natürlich sind die Mitarbeiter unser höchstes Gut. Und wenn es eine Möglichkeit gibt, allen Mitarbeitern eine Stimme zu verleihen und diese anzuhören, dann werden wir das auch wahrnehmen.

Sie planen, in München ein Co-Headquarter zu errichten. Wie genau kann man sich das vorstellen?

Wir werden gewisse globale Funktionen, auch Stabsfunktionen, in München ansiedeln, andere in Premstätten. Dort wo die Stärken zuhause sind, dort werden wir sie auch belassen und entsprechend ausbauen. Es geht hier um die hellsten Köpfe, die besten Mitarbeiter und wir werden da entsprechend viel Augenmerk darauf legen, damit wir das auch richtig machen.