Thyssenkrupp will die Entscheidung der EU-Kommission gegen die Fusion seiner Stahlgeschäfte mit Tata Steel Europe nicht auf sich sitzenlassen. Der Essener Konzern reichte nach eigenen Angaben am Donnerstag Klage beim Gericht der Europäischen Union ein. Vorstandschef Guido Kerkhoff hatte dies bereits angekündigt.
Die Pläne seien zwar trotzdem gescheitert, aber die Entscheidung der EU-Kommission sei falsch gewesen und die Begründung wolle man nicht so stehenlassen. Thyssenkrupp und Tata hatten nach rund drei Jahren die Pläne im Mai aufgegeben, da der Widerstand der Brüsseler Wettbewerbshüter zu groß gewesen war.
Druck aus Asien
"Die Konsolidierung der europäischen Stahlindustrie ist nach wie vor richtig und notwendig, das zeigt auch die aktuell für die Stahlhersteller kritische Marktsituation", sagte Vorstandsmitglied Donatus Kaufmann. Die Überkapazitäten und der hohe Importdruck aus Asien schafften ein Umfeld, in dem das geplante Joint Venture mit Tata Steel den Wettbewerb nicht beeinträchtigt hätte. "Wir bedauern die Entscheidung der Europäischen Kommission und halten diese für zu weitgehend und falsch. Deshalb reichen wir Klage ein."
Die Bedenken der EU
EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager hatte im Juni die Gründe erläutert: "Da keine Abhilfemaßnahmen angeboten wurden, die geeignet gewesen wären, unsere schwerwiegenden Wettbewerbsbedenken zu zerstreuen, hätte der Zusammenschluss zwischen Tata Steel und Thyssenkrupp zu einem Anstieg der Preise geführt." Der Zusammenschluss sei untersagt worden, um ernsthaften Schaden von europäischen Industriekunden und Verbrauchern abzuwenden. Thyssenkrupp und Tata Steel wollten den zweitgrößten europäischen Stahlkonzern nach ArcelorMittal schmieden.