"Der digitale Wandel muss von der Gesellschaft gestaltet werden", forderten Vertreter des Forschungsrats am Mittwoch im Vorfeld der Alpbacher Technologiegespräche bei der Präsentation einer Publikation, die sich den gesellschaftlichen und ethischen Herausforderungen der Digitalisierung widmet. Damit wollen sie eine Diskussion über ethische Aspekte des digitalen Wandels anstoßen.
Bei Fragen der Bioethik habe man in Österreich mittlerweile ein hohes Niveau und klare rechtliche Antworten auf Fragen, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Rates für Forschung und Technologieentwicklung (RFT), Markus Hengstschläger, der auch Mitglied der Bioethikkommission ist. Ein entsprechendes Beratungsgremium zu Themen der digitalen Transformation gebe es aber nicht.
Für Hengstschläger sollte sich künftig nicht ein weiteres Gremium neben der Bioethikkommission mit ethischen Fragen des digitalen Wandels beschäftigen. Er wünscht sich vielmehr - wenn möglich schon ab kommenden Jahr - eine Kommission, die sich themenübergreifend mit Ethikfragen beschäftigt, "die in Zukunft von der digitalen Transformation dominiert werden".
Publikation
Mit der Publikation "Digitaler Wandel und Ethik" und einem Videobeitrag dazu will der Forschungsrat nun "den dringend notwendigen gesellschaftlichen Diskurs über die Herausforderungen, Risiken und Chancen der Digitalisierung für jeden Einzelnen und die Gesellschaft anstoßen bzw. unterstützen", sagte RFT-Geschäftsführer Ludovit Garzik. Die Broschüre gibt einen Überblick über die zentralen Fragestellungen, die mit Themen wie Künstliche Intelligenz, Robotik, "Big Data" sowie Bio- und Neurowissenschaften einhergehen. Zudem widmet sie sich der Frage, wie man die gesellschaftliche Akzeptanz wissenschaftlicher und technologischer Entwicklungen erhöhen kann.
Zum Wohl der Menschen
Hengstschläger betonte, dass man den digitalen Fortschritt und alle Anwendungen zum Wohle der Menschen ermöglichen wolle. "Dafür muss man aber auch den Ängsten der Menschen begegnen." Das tue man am besten, indem man sich mit dem Thema professionell beschäftige. Mit der Broschüre würden einmal Fragen aufgeworfen, um einen breiten Diskussionsprozess in Gang zu setzen, dem dann ein parlamentarischer Prozess folgen müsse, um Regeln und Gesetze zu schaffen. Diese Sicherheit beim Handeln, also zu sagen, was möglich ist, sei "wichtig für alle Seiten, für die Wissenschaft, die Wirtschaft aber auch die Bevölkerung".