Mit einem Abend voller Spiele-Neuheiten und rund 1500 Fans hat die Gamescom in Köln am Montagabend auf der "Opening Night Live" ihren Auftakt gefeiert. Offiziell eröffnet wird die Computer- und Videospielmesse am Dienstag im Beisein unter anderem des deutschen Verkehrs- und Digital-Ministers Andreas Scheuer (CSU). Doch zuvor führte am Montag erstmals der in der Branche auch durch seine Game Awards bekannte Produzent Geoff Keighley durch eine bunte Unterhaltungs-Show.
Das neue Show-Format soll nach dem Willen der Veranstalter eine Gelegenheit bieten, wichtige Neuheiten und Weltpremieren von Spielen kombiniert zu präsentieren. Den Fans wolle man damit einen Überblick darüber geben, was während der Gamescom-Woche zu erwarten sei, sagte Keighley. Wer es nicht in die neue Halle auf dem Messegelände geschafft hat, konnte die Show auch online in acht Sprachen übersetzt verfolgen.
Die Gamescom ist nach Angaben der Veranstalter Koelnmesse und Game-Verband die weltweit größte Veranstaltung rund um Computer- und Videospiele. Jedes Jahr zieht sie Hunderttausende Gamer nach Köln. Nach der offiziellen Eröffnung am Dienstag öffnet die Messe ihre Tore auch für private Besucher. Auch in einem Jahr, in dem keine neue Generation von Spielekonsole ansteht, will die Messe die Gamer mit Neuheiten beeindrucken.
Eigene Indie-Ecke
Im elften Jahr haben sich die Veranstalter einige Neuheiten einfallen lassen. So zollt die Messe dem Trend zu sogenannten Indie-Games Tribut. Das sind Spiele, hinter denen kein großer Konzern wie Electronic Arts steht, sondern nur eine kleine Gruppe von Programmierern. In einem eigenen „Indie Village“ können Besucher die neuesten Spiele aus diesem Genre testen – darunter auch „We are Screwed“ des Kärntner Unternehmens Rarebyte mit Standorten in Graz und Wien.
Für Firmengründer Rainer Angermann ist die Gamescom aber nicht nur ein Platz, um die neuesten Produkte des Studios zu präsentieren. „Neben der Entwicklung eigener Spiele nehmen wir auch externe Aufträge an. Deshalb nutzte ich die Gamescom auch, um Businesskontakte zu pflegen und zu netzwerken.“
Der Trend zu mehr Indie-Games freut den Spieleentwickler natürlich, obwohl er anmerkt, dass die internationale Konkurrenz dadurch größer wird. „Seit Indie ein Schlagwort ist, wird es schwieriger, für die Kunden sichtbar zu sein.“ Man müsse sich dann eine Nische schaffen, führt der Programmierer aus und sieht die österreichischen Indie-Studios hier gut aufgestellt. „National gibt es sehr viel Kooperation.“
Mit Interesse verfolgt Angermann die Entwicklung rund um Googles Game-Plattform Stadia. Bisher muss man Spiele entweder auf PC, Konsole, Smartphone herunterladen oder sogar eine DVD einlegen. Bei Stadia sollen die Spiele in großen Rechenzentren bei Google laufen, nur die Grafik wird übertragen. Bei der Eröffnungsshow der Gamescom zeigte der Suchmaschinen-Konzern erstmals eine Auswahl an Spielen, mit denen Stadia im November starten soll. Das Fazit des Spieleprofi Angermann: „Das wird sehr spannend.“
Gamecom Award
Am Montagabend wurden auch die Gewinner des europäischen Gamescom Award gekürt. Sony Interaktive Entertainment wurde gleich in drei Kategorien ausgezeichnet. Der Spielebaukasten "Dreams" gewann in zwei Kategorien, der Titel "Conrete Genie" wurde von der Jury als bestes Familienspiel ausgezeichnet. Zu den Siegern zählen auch Nindendos "The Legend of Zelda: Link"s Awakening" und "Gears 5" als bestes Xbox One-Spiel.
Am Dienstag dürfte die Branche zur Eröffnung mit Spannung erwarten, was Scheuer mit im Gepäck haben wird. Der Verkehrs- und Digital-Minister hatte noch im April eine Finanzierung in Höhe von 50 Millionen Euro angestoßen und ist damit den Koalitionsvereinbarungen gefolgt. Für Irritationen hatte allerdings zuletzt gesorgt, dass der Förderposten im aktuellen Bundeshaushalt für 2020 nicht mehr auftaucht.
Rückenwind erhielt die Branche, die sich für eine zukunftssichere Förderung einsetzt, unterdessen am Montag auch aus der CDU. Der digitalpolitische Sprecher der Partei, Tankred Schipanski, wies ausdrücklich auf die Bedeutung der Games-Branche als Lieferant wichtiger digitaler Innovationen etwa bei Künstlicher Intelligenz oder grafischen Darstellungen hin.
"Wenn wir den Entwicklerstandort Deutschland langfristig stärken wollen, muss sich das Bekenntnis zur Games-Branche mit konkreten Zahlen im Haushalt wiederfinden, wie wir es im Koalitionsvertrag verabredet haben", sagte Schipanski. Bei den anstehenden Haushaltsberatungen im Bundestag würden die Digitalpolitiker der Fraktion sich deshalb dafür einsetzen, dass Fördermittel bereitgestellt werden.