Brauchen wir im Zeitalter von digitalen Konten und noch Bargeld?
PETER GAUPER: Den Ideen zur Abschaffung von Bargeld ist eine vehemente Absage zu erteilen, ein klares Nein. Bargeld hat einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert für die persönliche Freiheit jedes Einzelnen. Jeder soll frei wählen können, welches Zahlungsmittel er nützt.
Muss man Recht auf Bargeld in Verfassungsrang heben?
GAUPER: Das ist eine legistische Frage. Mir geht es um das Grundsätzliche, dass Bargeld Ausdruck persönlicher Freiheit ist, dass jedem Bürger die Wahlmöglichkeit gelassen wird.
Warum liegt Österreich der Eurozone im Bargeldverkehr voran?
GAUPER: Bargeld hat im Wirtschaftsleben in Österreich einen hohen Stellenwert. Der Anteil an Bartransaktionen im Handel und Tourismus ist relativ hoch. Das dokumentiert, dass die Österreicherinnen und Österreicher hohe Bargeldaffinität haben.
Reicht beim Bargeld der Schutz vor Geldwäsche und Schwarzgeld?
GAUPER: Wir haben in der EU und in Österreich einen hohen Standard an Bestimmungen zur Prävention von Geldwäsche, die auch umgesetzt wurden. Es gibt keinen Sparverein mehr, der nicht Mittelherkunft belegen muss...
...was völlig absurd ist.
GAUPER: Aus meiner Sicht können Moral und Anstand nicht über die Form des Zahlungsmittels gesteuert werden.
Jetzt plant Facebook Libra als Onlinegeld. Mit Werten auf einer Schweizer Bank unterlegt wie eine nationale Währung. Wann, glauben Sie, wird damit gezahlt?
GAUPER: Die Libra ist aus meiner Sicht keine Währung. Diese Bezeichnung ist irreführend und die Bezeichnung als Geld überhaupt nicht gerechtfertigt, weil es kein gesetzliches Zahlungsmittel ist. Libra kann eine digitale Zahlungsform werden, von einer privaten Gesellschaft, wo es viele Kooperationspartner gibt.
Mit der Neigung, Waren bei Amazon, Taxis bei Uber und Reisen bei Booking zu kaufen, könnte sich Libra wie ein Virus ausbreiten, weil facebook seine zwei Milliarden Nutzer vermutlich lenken wird, einfach per Libra zu zahlen.
GAUPER: Sie können mit einem Raiffeisenkonto und Karte alle Zahlungen einfach, legal, sicher, bequem in Sekunden tätigen.
Von Zinsen ist bei Libra keine Rede. Beim Geld auf Sparbüchern aber auch nicht. Wann müssen Privatkunden sogar mit Negativzinsen auf Spareinlagen rechnen?
GAUPER: Wir haben in Österreich eine Regelung, dass auf Verbraucher-Girokonten und -Spareinlagen keine Negativzinsen verrechnet werden dürfen. Daher wird es diese nicht geben.
Für Firmenkunden aber doch, ab welcher Einlage bereits jetzt?
GAUPER: Raiffeisen verlangt bei Firmenkunden keine Negativzinsen.
Man rechnet aber damit, dass die Europäische Zentralbank diese für kurze Einlagen der Banken bei der EZB von -0,40 noch auf -0,50 Prozent erhöht. Was dann?
GAUPER: Wir sehen Negativzinsen sehr kritisch. Sie schwächen Ertragslagen aller Banken in Europa.
Die Raiffeisenbank International hat im Halbjahresergebnis von 968 Millionen Euro einen Rückgang von 17,56 Prozent. In der RBI wird Personal abgebaut.
GAUPER: Die RBI hat die polnische Polbank abgegeben, was den Rückgang begründet.
Wie schneiden in Kärnten die Raiffeisen Landesbank und die 36 selbstständigen Raiffeisenbanken im ersten Halbjahr ab?
GAUPER: Die Entwicklung ist erfreulich. Wir haben Vulumenszuwächse bei den Einlagen und Ausleihungen und sind optimistisch unsere Ziele 2019 zu erreichen.
Zu welchen Alternativen raten Sie Sparkunden?
GAUPER: Die Spareinlage ist alternativlos, wir empfehlen jedem eine Grundeinlage. Eine Streuung in Wertpapierfonds ist sinnvoll.
Adolf Winkler