Die Zukunft des Mineralwasserherstellers Güssinger im Burgenland steht derzeit in den Sternen, berichtet der "Kurier". Rund 600 Paletten der Marke "Vitaquell" sollen derzeit herumstehen, wird Geschäftsführer Anatolii Boykiv zitiert. Selbst Thomas Schätti, Vertreter des Eigentümers, räumt gegenüber der Zeitung ein, dass Güssinger finanziell unter die Arme gegriffen werden muss.
Die Burgenländer sollen bis zu 30 Millionen Liter "Vitaquelle" pro Jahr an den Diskonter Hofer geliefert haben, schreibt der "Kurier". Das soll etwa 80 Prozent der Güssinger Umsatzes ausgemacht haben.
Der Grund: Lebensmitteldiskonter Hofer - bis vor drei Wochen größter Kunde des burgenländischen Mineralwasserabfüllers Güssinger - hat am 19. Juli die Reißleine gezogen. Auslöser war laut "Kurier" (Freitagausgabe) ein heftiger Streit zwischen dem Güssinger-Eigentümer nit russischen Wurzeln und einem bulgarischen Großgläubiger. Dabei geht es um die Vorherrschaft in der Wasserfirma. Der Wasserabfüller, der 2004 in die Pleite geschlittert war, gehört nach mehreren Eigentümerwechseln seit 2012 zum Firmennetz eines eingebürgerten Russen.
Schätti bestätigt auch, dass bei Güssinger investiert werden muss. Güssinger kann nur PET-Flaschen abfüllen, weil die Abfüllanlage für Glasflaschen alt beziehungsweise kaputt ist. „Man müsste dort neue Anlagen und eine neue Halle bauen“, sagt der Eigentümervertreter.
"Geschäftsbeziehungen stillgelegt"
"Im Fall der Güssinger Beverages & Mineralwater GmbH haben wir es als notwendig erachtet, sämtliche Geschäftsbeziehungen bis auf Weiteres stillzulegen und beziehen somit aktuell keine Waren", teilte der Diskonter der Zeitung mit. Hofer überprüfe derzeit detailliert die veränderten Eigentumsverhältnisse und die Identität der wirtschaftlichen Berechtigten bei Güssinger und deren verbundenen Gesellschaften. Sollte die Redlichkeit des Lieferanten zweifelsfrei geklärt sein, schließe man nicht aus, zu einem späteren Zeitpunkt wieder mit Güssinger zusammenzuarbeiten.
Grund für die "Stilllegung" war ein Schreiben des Großgläubigers der Güssinger-Mutter an Hofer. Die Bulgaren sollen Kreditschulden über 10,6 Mio. Euro der Güssinger-Mutterfirma bei einer russischen Bank abgelöst und dafür die verpfändeten Sicherheiten (Güssinger-Liegenschaften und -Gesellschaftsanteile, Stimmrechte) erhalten haben. Der Güssinger-Eigentümer bestreitet, dass den Bulgaren Gesellschaftsanteile und Stimmrechte rechtmäßig übertragen wurden.
Am 25. Mai 2019 wollten die Bulgaren laut "Kurier" einen neuen Geschäftsführer bei Güssinger einsetzen, sind aber damit beim Firmenbuchgericht abgeblitzt. Denn die Güssinger-Mutterfirma hatte am Vortag ihre Anteile an eine von ihr kontrollierte Treuhandfirma abgetreten - eben um die Abberufung der Geschäftsführung zu verhindern. Am 23. Juli wurde Anatoliy Boikiv als neuen Geschäftsführer bei Güssinger eingesetzt, der laut Eigentümervertretung Ruhe in den Betrieb bringen soll.