Um Osram ist ein Bieterkampf entbrannt. Neben den verbündeten Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle will nun auch der steirische Chiphersteller ams den Lichttechnikkonzern übernehmen. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Was machen Bain Capital und Carlyle?
Das Angebot des Bieterkonsortiums über 35 Euro je Aktie ist bisher das einzige, das auf dem Tisch liegt. Bain und Carlyle müssen aber fürchten, dass angesichts des möglichen höheren Angebots von ams deutlich weniger als die gewünschten 70 Prozent der Aktionäre darauf eingehen. Dann wäre ihr Plan gescheitert. Bis vergangenen Freitag (9. August) hatten gerade einmal 2,5 Prozent ihre Aktien angedient. Die Finanzinvestoren müssen deshalb nun überlegen, ob sie ihr Offert nachbessern. Allerdings müssen sie schon jetzt einen ungewöhnlich hohen Anteil des Kaufpreises aus eigenen Mitteln stemmen, da ihnen die Banken nur für ein Drittel der Summe Kredite geben. Ein Eigenkapitalanteil von mehr als zwei Dritteln aber könnte die Übernahme für die Finanzinvestoren unattraktiv machen.
Bevor sich Osram und ams nicht einig sind und das erwartete Gegenoffert von der Finanzaufsicht BaFin genehmigt ist, dürften sich Bain und Carlyle ohnehin zurückhalten. Bei einem konkurrierenden Angebot würde sich die Annahmefrist für ihr Offert automatisch entsprechend verlängern. Zudem könnten die Anteilseigner, die ihre Aktien bereits angedient haben, es sich bei einem formellen ams-Angebot anders überlegen. Bisher läuft die Annahmefrist von Bain und Carlyle bis zum 5. September.
Was macht ams?
Der österreichische Sensor-Chip-Hersteller ams hat ein Kaufangebot über 38,50 Euro je Aktie angekündigt, mit dem er die Finanzinvestoren ausstechen will. Um den Aktionären ein offizielles Angebot unterbreiten zu dürfen, braucht ams allerdings die Zustimmung von Osram. Das war die Bedingung dafür, dass die Österreicher bereits einen Blick in die Geschäftsbücher werfen durften. Auch die BaFin muss das Offert wie in allen Fällen prüfen und grünes Licht geben, wofür sie sich bis zu drei Wochen Zeit nehmen darf. Um den Aktionären das geplante Angebot rechtzeitig vor dem 5. September unterbreiten zu dürfen, verlangt ams von Osram eine Freigabe bis diesen Donnerstag (15. August).
Was macht Osram?
Osram wertet das Übernahmeangebot von Bain und Carlyle als Rückendeckung für seine Geschäftsstrategie und empfiehlt es den Aktionären bisher zur Annahme. Der Konzern wandelt sich gerade vom ehemaligen Glühbirnenhersteller zum Spezialisten für Leuchtdioden (LED) und optische Halbleiter und kämpft mit der Zurückhaltung seiner Kunden in der Autobranche. Nach anfänglicher Skepsis gegenüber ams zeigte sich Osram nun jedoch auch aufgeschlossen für die Pläne der Österreicher. Das vorgelegte Finanzierungskonzept erscheine "verbindlich und tragfähig". Bis Donnerstag wird nun mit einer Entscheidung des Vorstands darüber gerechnet, ob er ams zum Zuge kommen lässt. Eine formelle Empfehlung an die Aktionäre wäre damit aber noch nicht verbunden.
Was machen die bisherigen Osram-Aktionäre?
Die Fondsgesellschaft Allianz Global Investors hat bereits klargemacht, dass ihr die gebotenen 35 Euro zu wenig sind. Der Vermögensverwalter des Münchner Versicherungsriesen ist zu deutlich höheren Kursen eingestiegen. 38,50 Euro könnten seiner Vorstellung eher entsprechen. AllianzGI ist als größter Aktionär mit knapp 9,3 Prozent der Schlüssel zum Erfolg. Denn sowohl Bain/Carlyle als auch ams brauchen mindestens 70 Prozent der Osram-Anteile, um die Finanzierung zu stemmen. Rund zehn Prozent der Anteile liegen Investmentbankern zufolge bei Indexfonds (ETF), die ihre Anteile nicht vorzeitig andienen dürfen. Zwischen 20 und 25 Prozent liegen bei Kleinaktionären, die für die Bieter schwer zu erreichen sind. Einigen von ihnen ist nicht einmal bewusst, dass sie Osram-Aktionäre sind, weil ihnen die Aktien bei der Abspaltung von Siemens automatisch ins Depot gebucht wurden.